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Bei Abdul Malik al-Huthi sieht es im Moment ganz nach Putschistenkarriere aus.

Foto: EPA/WADIA MOHAMMED

Die Huthis: Das stand bis vor kurzem für einen blutigen, aber lokal begrenzten Aufstand im Nordjemen. Er begann im Juni 2004 mit einer relativ kleinen Demonstration vor der Großen Moschee in Sanaa gegen die US-freundliche Politik der Regierung, auf die die jemenitischen Behörden mit einem Haftbefehl gegen den Initiator der Proteste reagierten: den früheren Parlamentsabgeordneten der Al-Haqq-Partei, Hussein Badreddin al-Huthi.

Im Juli begannen die Kämpfe zwischen den Huthi-Rebellen und der Armee in der nördlichen Provinz Saada, im September 2004 wurde Hussein Badreddin al-Huthi getötet. Die Führung des Aufstandes erbte sein viel jüngerer Halbbruder Abdul Malik al-Huthi (33), der von weiteren zwei Brüdern, Yahya und Abdul Karim, unterstützt wird. Leitfigur ist ihr Vater, Badreddin al-Huthi, spiritueller Führer einer in den 1990er-Jahren gegründeten Jugendbewegung, die eine zaiditische Renaissance vorbereiten sollte.

Die Zaiditen sind Schiiten, die sich jedoch schon zu Beginn des achten Jahrhunderts von jenen Schiiten trennten, die heute mit ihren zwölf Imamen die größte Gruppe darstellen. Nach dem vierten Imam trennte sich die Geschichte, die einen – die späteren Zwölfer-Schiiten – wählten Mohammed bin Ali als Führer, die anderen Zaid: daher der Name Zaiditen oder auch Fünfer-Schiiten. Sie gründeten Dynastien, eine davon herrschte im Nordjemen bis 1962, bis zur republikanischen Revolution.

Ihre politische Vergangenheit, kombiniert mit ihrem Aktivismus, hat den zaiditischen Huthis den Vorwurf eingebracht, es gehe ihnen gar nicht um mehr Einfluss auf die Politik oder ein größeres Stück des Kuchens für die marginalisierte Peripherie des schwachen Staates Jemen. Den Huthis, die sich selbst Ansar Allah nennen, wird vorgeworfen, die Zaiditenherrschaft wieder einführen zu wollen, und zwar als Satelliten des großen schiitischen Bruders, des Iran. Und nun kontrollieren sie tatsächlich die Hauptstadt Sanaa.

So aggressiv-primitiv wie der Slogan der Huthis – "Allahu Akbar, Tod Amerika, Tod Israel, Fluch den Juden, Sieg dem Islam" – waren früher alle Auftritte von Abdul Malik al-Huthi, der durch seine starke Medienpräsenz der Bewegung ein junges Gesicht gibt. Beobachter konstatierten in den letzten Jahren aber einen Wandel, manche dachten, es könnte doch noch ein Politiker aus ihm werden. Stattdessen sieht es im Moment ganz nach Putschistenkarriere aus. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 22.1.2015)