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Frauen sind eher bereit, auch gesund "vorzuleben", sagt die Hernstein-Studie

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Zweiundvierzig Prozent der österreichischen und deutschen Führungskräfte sagen, dass ihre jeweiligen Vorgesetzten nicht ausreichend auf ihr Wohlbefinden achten. Also fühlen sich Manager von ihren Chefs offenbar nicht gesund geführt.

Das ist interessant, denn die Selbsteinschätzung ist genau gegenteilig: Ich führe gesund, sagen fast alle Chefs über sich selbst, je höher in der Hierarchie, desto stärker ist dieses Selbstbild.Konkret: 68 Prozent sehen sich als gute gesunde Führer, acht von zehn sagen, sie würden auch genau auf das psychische Wohlbefinden der ihnen Anvertrauten im Unternehmen achten.

Geschlecht und Alter ergeben keine Abweichungen in den Antworten. Das würde bedeuten, dass in den heimischen Betrieben richtig gut auf ein Gesundheit und Leistungsfähigkeit erhaltendes Klima geachtet wird. Der Hernstein-Managemenreport (1079 Befragte Führungskräfte und Eigentümer) zum Thema Gesunde führung vermerkt dazu: " Es lässt sich plausibel vermuten, dass Führungskräfte sich in Fragen gesunder Führung deutlich überschätzen und aus Sicht der Mitarbeiter wesentliches Verbesserungspotenzial besteht."

Zentraler Punkt abseits der vagen Vorstellungen, was Gesund Führen eigentlich konkret bedeutet: Haben die Unternehmen dafür einen normativen Bezugsrahmen? Gibt es Leitlinien und Grundsätze? Ein Drittel hat dazu gar nichts. In 27 Prozent der heimischen Unternehmen ist Gesund Führen Teil der Führungsgrundsätze, insgesamt zwei Drittel haben dazu dort und da etwas.Die Studie sagt das so nicht, aber der Eindruck ensteht, dass Gesund Führen teilweise eine Mischung aus Obstkorb, einem besorgten Blick samt erheiterndem Wort, Verbesserungen im Arbeitsschutz und gerade laufender Evaluierung psychischer Belastungen plus Kooperation mit einem Sportverein oder Fitness-Center ist.

Ganzheitlicher Ansatz

Und wie definiert sich Gesunde Führung abseits des vagen Gefühls, dass jeder hat? "Gesunde Führung bedeutet eine ganzheitliche Ausrichtung der Führungsarbeit auf Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter. Das Einfordern von Arbeitsleistungen ist dann gesund, wenn die Anforderungen richtig dosiert sind, genügend Ressourcen zur Verfügung gestellt werden und Arbeitsklima und Arbeitsumgebung förderlich gestaltet sind", heißt es im Buch "Gesund Führen" aus dem Linde Verlag 2014.Und weiter: "Gesundheit kommt als wichtige Kompetenz der Arbeitsfähigkeit durch das Hauptportal der Personal- und Organisationsentwicklung und nicht über die Hintertür der Gesundheitsförderung." Fraktal mit Einzelmaßnahmen wie etwa dem Fitness-Gutschein geht es also definitiv nicht.

Ausdauersport ist Nr. 1

Apropos Sport und körperlicher Ausgleich – zweifellos ein Eckpfleiler von Gesundheit und Leistungsfähigkeit: Wie halten sich Führungskräfte fit? 71 Prozent geben zuerst einmal an, entsprechend Pausen einzulegen. 30 Prozent erklären aber nur selten oder nie die Arbeit für eine Ruhezeit zu unterbrechen. Wohl keine optimale Vorbildwirkung.Etwa zwei Drittel behaupten, dass sie mehrmals oder zumindest einmal pro Woche Ausdauersport betreiben. 17 Prozent bekennen sich als Sportmuffel und sagen, dass sie eigentlich nie so etwas tun. 39 Prozent erklären, sich ein oder mehrmals die Woche der Gymnastik oder den Beweglichkeitsübungen zu widmen. Mentaltechniken (Meditation) wenden eigenen Angaben 22 Prozent mindestens einmal pro Woche an. In diese Gruppe fallen die höheren Hierarchieebenen, in die Gymnastik-Gruppe eher die Frauen. "

Die Häufigkeit der eigenen Sportausübung korreliert mit der Selbsteinschätzung in anderen Gesundheitsfragen. Wer selbst eine höhere Sensibilität und höhere Subjektivität hinsichtlich gesunder Führung an den Tag legt, lebt selbst auch eher gesundheitsorientiert", merkt Hernstein an.

Insgesamt gestehen aber 70 Prozent der heimischen und deutschen Führungskräfte direkten Einfluss der Chefs auf das Gesundheitsverhalten der Belegschaft zu. Weibliche Befragte zeigen tendenziell höhere Aufgeschlossenheit gegenüber Themenfeldern wie Gesundheit und Wohlbefinden. Frauen versuchen diesen Ergebnissen zufolge auch eher und öfter, gesundheitsbewusstes Verhalten vorzuleben (73 Prozent), bei den Männern geben das nur 62 Prozent an. (DER STANDARD, 31.01./01.02.2015)


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