Die DKW RT 125 in der Interpretation von Yamaha.

Foto: yamaha

Das wohl meist kopierte Motorrad der Welt hieß in der japanischen Interpretation Red Dragonfly.

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1939 lief die Produktion der DKW RT 125 an. Obwohl sie nur relativ kurz gebaut wurde, wurde sie ein Welterfolg. Neben Yamaha griff etwa Harley-Davidson dankbar zu.

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Hermann Weber war 1922 gerade einmal 26 Jahre alt, als er bei DKW seine Position als Konstruktionsleiter einnahm. Das war sogar noch zehn Jahre, bevor DKW einer der vier Ringe der Auto Union wurde. Sein Meisterstück lieferte Hermann Weber 1939 ab: die DKW RT 125. Das RT stand für Reichstyp.

Sie war die Weiterentwicklung der RT 100, die von 1934 bis 1940 gebaut wurde. In der ersten Version, die bis 1936 gebaut wurde, hatte sie 2,5, danach drei PS, die sie aus einem luftgekühlten Einzylinder-Zweitaktmotor holte. Insgesamt wurden von der RT 100 über 70.000 Stück gebaut.

Sie hatte keine Pedale mehr, die damals in der Klasse üblich waren – war damit kein Fahrrrad mit Hilfsmotor sondern ein echtes Motorrad – zu einem unschlagbar günstigen Preis. Sie wurde zum Topseller für DKW. Zumindest bis sich Hermann Weber an die RT 125 machte, die 1939 vorgestellt wurde.

Mehr Leistung, guter Preis

Die RT 125 hatte fast fünf PS und wurde von einem 123 Kubikzentimeter großen Einzylinder-Zweitaktmotor angetrieben. Wie schon die Vorgängerin hatte sie eine Dreigang-Schaltung und die Schnürle-Umkehrspülung mit drei Kanälen und den damit möglichen Flachkolben. Sie übertraf die Konkurrenz in Sachen Leistung, war aber billiger. Kein Wunder also, dass DKW zu den Zeiten von Hermann Weber der erfolgreichste Motorradhersteller der Welt war.

1941 stellte DKW die Produktion der RT 125 ein, um für die Wehrmacht größere Stückzahlen der größeren NZ 350 herstellen zu können. Erst als man erkannte, dass die Puch 125 im Meldedienst viel besser zu fahren war, weil sie deutlich leichter und damit im Gelände agiler war, besann man sich wieder auf RT 125. Als Wehrmachtsmotorrad hatte sie einen Grauguss-Motor, bekam einen größeren Tank und einen stärkeren Rahmen.

USA und BSA

Die Geschichte der RT 125 während des Krieges ist mitverantwortlich dafür, dass diese Maschine als meist kopiertes Motorrad bekannt ist. Als Teil der Kriegsreparationen nahmen etwa die Amerikaner die Konstruktionszeichnungen der DKW mit, und ab 1948 produzierte Harley-Davidson die baugleiche Hummer – zumindest hieß die dritte Überarbeitung der Maschine so, wegen der alle Einzylinder-Zweitaktmaschinen heute gerne so genannt werden.

In Birmingham baute BSA die Maschine ebenfalls. Dort hieß sie Bantam und wurde mehr als 250.000 Mal gebaut. Sie verkaufte sich so gut, weil sie als leicht und "truly British" bekannt war. Trotz ihrer Historie.

Ungarische Verwandtschaft

Natürlich lief die RT 125 auch bei MZ und IFA vom Band. In Russland, bei Minsk Motovelo, hieß die 125er M1A. In Polen lief sie als SHL, als Sokół 125 und als WSK vom Band. Moto Morini baute mit der 125 Turismo von 1946 bis 1953 die, erraten, DKW RT 125 nach. Csepel in Ungarn baute die RT. Und sogar in Indien bekam man sie, dort als Rajdoot.

Am 1. Juli 1955 gründete der erfolgreiche Musikinstrumente-Hersteller Yamaha, der sich während des Krieges auf die Erzeugung von Flugzeugteilen konzentrierte, ein Tochterunternehmen. Die Yamaha Motor Corporation.

Es ging da auch darum, die Hallen, in welchen zuvor noch Rüstungsgüter erzeugt wurden und in denen die Staubmäuse gerade das Laufen lernten, wieder zu füllen. Weil das Patent der RT 125 ausgelaufen war, gab es keine rechtlichen Probleme die deutsche Zweitakt-Maschine kurzerhand nachzubauen.

Flieg

Die YA-1, auch Red Dragonfly gennant, war das erste Motorrad, das Yamaha je baute. Yamaha zeichnete ein wenig um und verpasste der YA-1 eine Viergang-Schaltung. 1958 stellte Yamaha die Produktion wieder ein. Da produzierte Minsk Motovelo bis heute – und überarbeitet die RT 125 sogar ständig weiter. (Guido Gluschitsch, derStandard.at, 2.2.2015)