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Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Nach Faschingsdienstag heißt es auch für viele Clowns wieder Katzenjammer.

Foto: ap/Felipe Dana

Heute ist Faschingsdienstag: Noch ein letztes Mal feiern, bevor die 40-tägige Fastenzeit beginnt. So zumindest wäre es gedacht. Und wenn man es vorher oft noch einmal richtig krachen lässt und es beim Trinken übertreibt, fällt zumindest der Beginn des Fastens gar nicht so schwer. Schuld ist der Kater, der je nach vorangegangenem Alkoholkonsum bis zu drei Tage lang andauern und manchmal richtig unangenehm werden kann.

Leichte Vergiftung

Im Prinzip ist der Kater eine leichte Vergiftung. Die Symptome - Kopfschmerzen, Schwindel, Magenprobleme und Übelkeit bis hin zu depressiven Verstimmungen - ähneln denen eines leichten Alkoholentzugs, die Mechanismen dahinter unterscheiden sich allerdings erheblich. Die Wahrscheinlichkeit für einen Kater nimmt mit der Menge des konsumierten Alkohols zu, mitunter tritt er aber schon nach sehr geringen Alkoholmengen ein.

Der Begriff "Kater" stammt vom griechischen Wortes "katarhein" (herunter fließen), von dem auch der "Katarrh" (Schleimhaut-Entzündung) abgeleitet ist. Veisalgie, der Fachbegriff dafür, wiederum leitet sich vom norwegischen Wort "kveis" (Unwohlsein als Folge einer Ausschweifung) und dem griechischen Wortstamm "algia" (Schmerz) ab.

Wasser trinken

Durch die entwässernde Wirkung des Alkohols kommt es zu einem Wasserentzug im Blutkreislauf, was zu Kopfweh und Schwindel führen kann. Zusätzlich zum Ethanol an sich (den alle Welt als "Alkohol" kennt) sind vor allem das Abbauprodukt Acetaldehyd sowie Fuselöle und verschiedene Verunreinigungen, die vor allem in sehr günstigen Alkoholika enthalten sind, die Ursachen des Katers.

Weil durch die Entwässerung auch viele Mineralstoffe aus dem Körper gespült wurden, ist ausreichendes Trinken von Mineralwasser hilfreich - schon während des Alkoholkonsums. "In mediterranen Ländern ist es selbstverständlich, dass Alkohol zusätzlich zum Wasser getrunken wird - und nicht umgekehrt. Anders als bei uns, wo meist nur Bier oder Wein am Tisch steht", sagt Gabriele Fischer, Suchtforscherin und Leiterin der Drogenambulanz am AKH Wien. Sie empfiehlt, zwischendurch immer wieder etwas Alkoholfreies zu trinken, auch weil dann der Promillepegel nicht gar so schnell ansteigt.

Koffein ja, Reparaturseidel nein

Weil uns nach einer durchzechten Nacht wertvolle Mineralstoffe fehlen, verspüren wir Heißhunger auf deftige, fettreiche Kost, die den Elektrolythaushalt wieder in Ordnung bringen soll. Ob und inwiefern Kaffee und Energydrinks helfen können, ist umstritten und von Mensch zu Mensch verschieden. Fest steht, dass durch das Koffein der Kreislauf angekurbelt wird, was zumindest auf kurze Sicht helfen kann.

Sport wiederum ist für die meisten nicht sonderlich sinnvoll, sagt Kurosch Yazdi, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin und Leiter des Zentrums für Suchtmedizin an der Landesnervenklinik Wagner-Jauregg in Linz: "Sportliche Betätigung kann sicher nicht schaden, ist aber nicht unbedingt eine große Hilfe bei einem schweren Kater. Sinnvoller ist moderate Bewegung an der frischen Luft."

Auch vom "Reparaturseidel" raten die meisten Experten ab, weil damit die Katerfolgen nur hinausgezögert werden. Laut Yazdi wird die Vergiftung dadurch nur schlimmer, ihre Folgen hinausgezögert: "Ist man betrunken genug, nimmt man die Folgen einfach nicht mehr wahr." Ebenso wenig hält er von den zahlreichen Modegetränken mit Vitaminen, die, im Vorhinein getrunken, unangenehme Nachwehen verhindern oder zumindest abfedern sollen. "Viel wichtiger ist es, im Nachhinein möglichst viel zu trinken. Es ist aber völlig egal, ob das isotonische Getränke sind oder Leitungswasser - Hauptsache Flüssigkeit", sagt Yazdi.

Schmerzmittel sinnvoll

Absolut in Ordnung bei katerbedingten Kopfschmerzen seien Schmerzmittel aus der Klasse der nichtsteroidalen Antirheumatika, so die beiden Experten. Dazu zählen etwa Aspirin oder Ibuprofen. "Aspirin ist durchaus brauchbar als symptomatische Behandlung. Die Belastung für die Leber ist, im Vergleich zum zugeführten Alkohol, völlig irrelevant", sagt Yazdi.

Diese Schmerzmittel sollten allerdings nicht unbedingt präventiv, also vor dem Schlafengehen, sondern erst am Tag danach, wenn sich die Katersymptome bemerkbar machen, eingenommen werden - und generell auch nur dann, wenn noch keine schwere Alkoholabhängigkeit vorliegt. Dann nämlich besteht die Möglichkeit einer Blutung in der Leber, die man nicht riskieren sollte.

Überhaupt solle man aber nicht glauben, mit Medikamenten einen Kater verhindern zu können, sagt Yazdi: "Man kann ihn höchstens soweit therapieren, dass man ihn eine Zeitlang nicht mehr spürt. Die Gefahr dabei ist sicher, dass man hemmungslos wird und glaubt: 'Es ist egal, wie viel und was ich trinke.'" Das ist definitiv nicht der Fall, denn der Körper ist und bleibt vergiftet, Aspirin hin oder her.

Möglicher Lerneffekt

All den Widrigkeiten zum Trotz hat der Kater auch eine gute Eigenschaft, zumindest manchmal: Den Lerneffekt. "Bei missbräuchlichem Trinken mit den entsprechenden Folgen fragt man sich irgendwann, ob man sich das wirklich noch antun will", sagt Fischer.

Zumindest bei jenen, die aus Spaß trinken, kann das der Fall sein. Nicht aber bei jenen, die Alkohol zu sich nehmen, um andere Defizite zu kompensieren, sagt Yazdi. Dann sollte man an den zugrundeliegenden Problemen arbeiten, so der Psychiater.

Grundsätzlich aber sei es gut und wichtig, den eigenen Körper zu spüren - auch das, was man ihm angetan hat. Wenn es einem richtig schlecht geht, nimmt sich der eine oder andere vor, künftig etwas weniger trinken zu wollen. Die beginnende Fastenzeit ist ein guter Anlass dafür. (Florian Bayer, derStandard.at, 17.2.2015)