Online vom Aufstehen bis zum Schlafengehen: Die Generation Z braucht keinen fixen Schreibtisch, den Einzug der Arbeit ins Privatleben will sie aber klar vermeiden.

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Anders als die Generation Y kennt die Generation Z Smartphones und Tablets schon von Geburt an.

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Der Generationendschungel wird dichter: Nach X und Y, Polo, Praktikum und Golf steht die Generation Z in den Startlöchern. Schon wieder eine neue Generation? Ja - nach den Ys, die nach 1980 geboren sind, folgt der letzte Buchstabe im Alphabet. In manchen Beiträgen ist das Geburtsdatum mit 1990 angegeben, andere sehen die Generation erst mit 1995 geboren. Christian Scholz, der eines der ersten Bücher über die neue Generation verfasst hat, sieht das Geburtsdatum nicht so eng: "Es kommt nicht dominant auf das Geburtsjahr an, vielmehr auf das Wertemuster", heißt es in "Generation Z. Wie sie tickt, was sie verändert und warum sie uns alle ansteckt".

Eine Gemeinsamkeit, die trennt

Zwischen den beiden Generationen liegen also rund zehn Jahre - was kann sich in den Einstellungen zu Arbeit und Leben in so kurzer Zeit geändert haben? Schließlich zählen zumindest die jüngeren Mitglieder der Generation Y zu den Digital Natives - eine Abgrenzung, wie sie die Generation Y durch das Internet zu früheren Gruppen hatte, gibt es zwischen den in den 80ern und den in den 90ern Geborenen nicht. Der Unterschied liegt vielmehr in der Art und Weise, wie das Internet verwendet wird und welchen Stellenwert es im Alltag einnimmt.

24/7 online

Während die Ypsilons mit dem Internet aufgewachsen sind, wurden die Zs mit dem Internet geboren. Und nicht nur das - auch Smartphones waren für diese Gruppe schon die Normalität. Vor dem Schlafen schreiben Zs durchschnittlich 56 Nachrichten, das Smartphone bleibt in der Nacht neben dem Kopfkissen. Das "Baseline"-Magazin berichtet hingegen, dass knapp ein Viertel der in einer Onlinestudie befragten 13- bis 18-Jährigen bereits fünf Minuten nach Aufwachen Online sind, die Hälfte der Befragten zehn oder mehr Stunden pro Tag Online verbringt und die Mehrheit ihr Wissen auch am liebsten Online mit anderen teilen. Das Smartphone und die verschiedenen Apps und sozialen Netzwerke, in denen sich die Jungen austauschen, zählen zum Selbstverständnis - für viele Zs ist FOMO (Fear of Missing Out) bei einem Tag ohne Internetanschluss ein ernst zu nehmendes Problem. Die starke Partizipation in sozialen Netzwerken hat auch zur Folge, dass die Generation Z immer gelobt werden will, nicht nur auf Facebook mit dem blauen Daumen oder auf Instagram durch ein kleines Herz - sondern auch von Freunden, Eltern und im Berufsleben von Vorgesetzten und Kollegen.

Die perfekten Mitarbeiter?

Für die Arbeitswelt könnte das permanent Online sein einen Vorteil bedeuten - always on und deswegen immer und überall erreichbar. Scholz räumt mit dieser vermeintlichen Traumvorstellung vieler Chefs aber auf: Die Generation Z will klar geregelte Arbeitszeiten und die Arbeit auch deutlich vom Privaten trennen. Zu Home Office würde die Generation zwar Ja sagen, allerdings mit einem großen Aber - für die Generation Z habe Arbeit zu Hause nichts verloren, schreibt Scholz in seinem Buch. Im Gegensatz zur Generation Y wolle die Generation Z lieber kürzer treten und weder Führung noch Verantwortung übernehmen, schreibt Scholz.

Die Digital Naiven

Auch die Dominanz des Textens als Kommunikationsform (via Chat oder Nachrichten) habe weitreichende Konsequenzen auf die Jungen, die Scholz unter den Stichworten "Suchen statt wissen", "Mitteilen statt Mitdenken", "Tun statt verstehen" und "Anwenden statt entwickeln" zusammenfasst. Die Digital Natives werden in diesem Kapitel zu den Digitalen Naiven. Von der Generation Z werden diese Eigenschaften als Vorteil definiert, und auch das Magazin "Time" titelt die Ergebnisse der zuvor erwöhnten Studie des "Baseline"-Magazins als "Was wir von der Generation Z lernen können". Demnach sind 76 Prozent von mehr als 1.000 Befragten davon überzeugt, dass ihre Online-Aktivitäten helfen, Ziele zu erreichen; 66 Prozent geben demnach an, dass Technik ihnen das Gefühl gibt, alles erreichen zu können.

Düstere Vergangenheit, große Zukunft

In den USA wird die Debatte über die "Gen Z" ohnehin etwas positiver geführt, als in deutschen Beiträgen zum Thema. Die erste Headline, die mit den Zs verbunden wird ist in den USA meist, dass sie die Welt verändern wollen. Nicht nur eine Marketingstudie, sondern auch ein Berater und Professor für Management kamen zu diesem Schluss. In den USA wird die Debatte über die Generation Z auch stark vor dem Hintergrund geführt, dass die Gruppe in einer der schwersten Wirtschaftskrisen Nordamerikas aufwuchs: Die Generation habe miterlebt wie Eltern ihre Jobs oder Häuser verloren oder wie ältere Geschwister noch immer die hohen Studiengebühren abbezahlen - ein Studium sei in dieser Generation deswegen nicht mehr selbstverständlich sondern oft mit langen Überlegungen verbunden. Gerade diese düstere Vergangenheit treibe die Generation Z allerdings dazu, die Welt zu verbessern - und das auf eigene Faust, denn Entrepreneurship liege der Generation im Blut.

Was wir von den Jungen lernen

Aber auch Christian Scholz führt in seinem Buch einige Punkte an, die sich positiv von der Generation Z auf die Arbeitswelt auswirken können. Obwohl die Zs vor allem am eigenen Wohl interessiert seien und gerne die Bedingungen diktieren, möchten sie ihre Ideale für alle durchgesetzt sehen: das gilt etwa für die geregelten Arbeitszeiten, Urlaub, klare Privatsphäre und Mitsprache. Scholz bemerkt auch, dass sich die Generation Z wieder verstärkt im Betriebsrat engagieren würde. Außerdem sei die Generation kostengünstig (kein Papier, alles am Tablet!) und flexibel (kein eigener Schreibtisch als Muss).

Auch die von der Generation Z gelebte YOLO-Philosophie, die die Jungen dazu treiben würde, eher Nein zu sagen, würde sich auf so mach gestresste Arbeitssoldaten wahrscheinlich positiv auswirken. (lhag, derStandard.at, 20.2.2015)