Bild nicht mehr verfügbar.

Wegen ihrer direkten Art wurde Helene Kafka auch "Schwester Resoluta" genannt.

Foto: APA

Wien - Am Aschermittwoch, der auch 1942 auf einen 18. Februar fiel, wurde Maria Restituta im Operationssaal des Krankenhauses Mödling von der Gestapo verhaftet. Im Oktober wurde die Ordensschwester wegen ihres Widerstands gegen das Naziregime wegen "Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat" zum Tode verurteilt.

Sie hatte gegen ausdrücklichen Befehl Kruzifixe im Krankenhaus aufgehängt und regimekritische Texte vervielfältigen lassen und war von einem Chirurgen denunziert worden. Am 30. März 1943 wurde sie am Wiener Landesgericht hingerichtet: durch Enthauptung.

Maria Restituta wurde 1894 als Helene Kafka in Hussowitz bei Brünn als viertes von sieben Kindern in ärmlichen Verhältnissen geboren. Der Vater, Anton Kafka, war Schuhmacher, die Mutter, Maria Stehlík, Blumenbinderin. Die Familie zog nach Wien-Brigittenau, als Helene zwei Jahre alt war, dort besuchte sie die Volksschule und die dreijährige Bürgerschule, später die einjährige Haushaltungsschule in Wien-Innere Stadt.

Ordenseintritt mit 20 Jahren

Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde sie Hilfspflegerin, mit 20 Jahren trat sie dem Orden der Franziskanerinnen von der christlichen Liebe bei und bekam den Namen Maria Restituta. Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete sie als Operationsschwester im Krankenhaus Mödling und brachte es bis zur Oberschwester der chirurgischen Abteilung.

Wegen ihrer direkten und undiplomatischen Art bekam sie dort den Spitznamen "Schwester Resoluta". "Sie hat geholfen, ohne Rücksicht auf Nationalität oder Weltanschauung, ob jemand katholisch war oder konfessionslos oder kommunistisch oder sozialdemokratisch oder christlich-sozial, da hat sie weder gefragt, noch hatte es irgendeine Bedeutung für sie", erinnerte sich die Kommunistin Anna Haider 1946 in einem Radiointerview an ihre Mitgefangene. "Sie hat die Menschen sichtlich wirklich gerne gehabt."

Verscharrt in Massengrab

Eine Menschenfreundin also war Maria Restituta, heute würde sie von Übelmeinenden vielleicht als "Gutmensch" verunglimpft. Nach ihrer Hinrichtung wurde Maria Restituta wie etwa 2700 andere Opfer des Naziregimes in einem Massengrab der sogenannten 40er-Gruppe auf dem Wiener Zentralfriedhof verscharrt. 1946 wurden jene Gebeine exhumiert, die man für ihre hielt.

Am 21. Juni 1998 wurde Schwester Maria Restituta beim Papstbesuch Johannes Pauls II. in Wien seliggesprochen. Ihr liturgischer Gedenktag ist der 29. Oktober, der Tag, an dem 1942 ihr Todesurteil gefällt wurde. Ein Gnadengesuch für die widerständige Nonne hatte die katholische Kirche erst drei Monate nach ihrer Verhaftung an die Nationalsozialisten gerichtet: Es wurde abgelehnt.

Heute sind eine Gasse in Mödling, ein Gemeindebau und ein Platz in Wien-Brigittenau nach ihr benannt. Seit 2009 ist in der Barbara-Kapelle des Wiener Stephansdoms eine von Alfred Hrdlicka geschaffene Büste angebracht, auf der auch die Namen der mit ihr Hingerichteten verewigt sind. Sie bleibt ein Vorbild an Mut und Konsequenz. (Tanja Paar, DER STANDARD, 23.2.2015)