Im Bericht der australischen Gesundheitsbehörde wurden mehr als 200 Studien und Übersichtsarbeiten unter die Lupe genommen.

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Auf der Agenda der australischen Gesundheitsbehörde National Health and Medical Research Council (NHMRC) steht seit 2013 die Untersuchung von Gesundheitsdienstleistungen, die als nicht evidenzbasiert angesehen werden. In einem Verfahren, das dem Health-Technology-Assessment (HTA) nicht unähnlich ist, wurden nun 57 systematische Übersichtsarbeiten und 176 wissenschaftliche Einzelstudien zusammengefasst, in denen die Wirkungsweise der vom deutschen Arzt Samuel Hahnemann begründeten Lehre geprüft wurde. Die Conclusio lautet: "Es gibt keine zuverlässigen Hinweise darauf, dass Homöopathie abseits des Placebo-Effekts wirksam ist."

Es gebe zwar vereinzelt Studien, die Homöopathika eine gewisse Wirksamkeit bei einzelnen Krankheiten bescheinigen; allerdings wiesen diese Untersuchungen erhebliche Mängel auf, sodass die Ergebnisse als nicht valide angesehen werden müssen, kritisieren die Studienautoren. Die konkreten Vorwürfe beziehen sich auf zu geringe Stichprobengrößen, eine fehlende Randomisierung der Probanden und den Verzicht auf die Verwendung von Versuchs- und Kontrollgruppen.

Umdenkprozess vorantreiben

Befürworter der Homöopathie verweisen darauf, dass die gängigen wissenschaftlichen Instrumente nicht tauglich seien, um den heilenden Effekt von Globuli und Co nachweisen zu können. Schließlich beruhe die Wirkung darauf, dass das homöopathische Arzneimittel dem Organismus eine Information gebe, die dieser im Sinne einer Selbst- und Spontanheilung umsetze. Voraussetzung sei deshalb eine individuelle Anpassung der homöopathischen Medikamente, sagt etwa Michael Frass, Facharzt für Innere Medizin in Wien und Vizepräsident der Ärztegesellschaft für Klassische Homöopathie.

Die Autoren der australischen Studie warnen jedenfalls davor, bei chronischen oder schweren Erkrankungen ausschließlich auf die Homöopathie zu vertrauen. "Menschen setzen ihre Gesundheit aufs Spiel, wenn sie Homöopathie wählen und anerkannte, wirkungsvolle Therapien ablehnen oder zu spät beginnen", schreibt Warwick Anderson, Leiter der Gesundheitsbehörde.

Ziel der australischen Behörden ist es offenbar, einen Umdenkprozess bei der Bevölkerung auszulösen. "Es wird viele Menschen geben, die uns vorwerfen werden, dass wir uns gegen die Homöopathie verschworen haben. Wir hoffen aber dennoch, dass es eine Menge vernünftiger Menschen gibt, die nun den Kauf solcher Substanzen überdenken", sagte Paul Glasziou, Vorsitzender des NHMRC-Arbeitskreises für Homöopathie.

Die Vergangenheit hat zumindest gezeigt, dass der Plan der Behörden aufgehen könnte: Als 2010 in Großbritannien ein ähnlicher Bericht publiziert wurde, sanken die Umsätze mit homöopathischen Produkten erheblich. (gueb, derStandard.at, 12.3.2015)