Wien - Die IG Autorinnen und Autoren sorgt sich wieder um die Literaturvermittlung an den Schulen. Der geplante neue Studienplan für den Master im Lehramtsstudium Deutsch an der Universität Wien sehe nur ein "Minimum an literaturwissenschaftlichen Kenntnissen" vor, heißt in einer Aussendung. Die Uni Wien widerspricht.

Im Zuge der Umsetzung der neuen Lehrerausbildung an Universitäten und Pädagogischen Hochschulen werden die Lehramtsstudien auf die Bologna-Architektur mit Bachelor- und Masterstudium umgestellt. Für die Sekundarstufe ist die Umstellung ab dem Studienjahr 2016/17 verpflichtend. Vielerorts werden daher gerade neue Curricula erarbeitet.

An der Uni Wien lief im aktuellen Studienjahr das Bachelor-Studium zum Lehramt Deutsch an. Darin enthalten ist ein deutlicher Schwerpunkt auf Literatur, der in etwa ein Drittel des Studiums ausmacht, wie der Leiter des Zentrums für LehrerInnenbildung an der Uni Wien, Lutz-Helmut Schön, sagt.

Entwurf für Curriculum

Das Master-Studium startet dann mit Beginn des nächsten Wintersemesters. Momentan liegt ein Entwurf des Curriculums vor, zu dem bis 8. April Stellung genommen werden kann. Die Diskussion dazu sei im Laufen, bis Sommer wird es einen Beschluss geben, hieß es seitens der Uni.

Die Autorenvertreter kritisieren, dass im Master-Studium "der Fachdidaktik der Vorrang vor der Literaturwissenschaft zukommen soll". Während etwa "Deutsch als Zweitsprache" als Pflichtfach vorgesehen sei, solle Literaturwissenschaft abgewählt werden können.

Schön widerspricht

Dem Vorwurf der Marginalisierung der Literaturwissenschaften - die auch die stärkste Hochschullehrer-Gruppe in dem Bereich stellen - könne man auch im Hinblick auf den großen Anteil im Bachelor-Studium nur "vehement widersprechen", so Schön. Absolventen würden im neuen Curriculum auch im Bereich der Literatur-Didaktik "hervorragend vorbereitet".

Im verpflichtenden Master-Studium gehe es dann um sinnvolle Vertiefung in einem oder zwei Bereichen. Dass sich Studenten auch an anderen Stellen als in der Literaturwissenschaft spezialisieren können, sei legitim. Für das Pflichtmodul "Deutsch als Zweitsprache" gebe es angesichts steigender Schülerzahlen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, sehr gute Argumente, erklärte Schön. (APA, 18.3.2015)