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Franco Foda hat in Graz Spaß an der Arbeit. Obwohl der Druck speziell bei Traditionsvereinen meist recht groß ist.

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STANDARD: Sturm Graz und Franco Foda, das scheint zusammenzupassen. Was macht diese Beziehung aus?

Foda: Ich war ja schon sechs Jahre lang Trainer, ich spielte für Sturm, habe im Jugend- und Amateurbereich gearbeitet, kenne den Verein in- und auswendig. Als Trainer ist es extrem wichtig, dass die Arbeit Spaß macht. Das ist in Graz gegeben, deshalb funktioniert es.

STANDARD: Sind Sie harmoniesüchtig?

Foda: Ja. Wenn es um die Sache geht, ist es wichtig, sich konstruktiv auszutauschen. Man hat als Trainer eine große Gruppe mit unterschiedlichen Charakteren zu führen. Da ist es ab und zu nötig, auch harte Worte zu finden. Generell ist aber Harmonie ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben.

STANDARD: Borussia Dortmund und Jürgen Klopp passen nach sieben Jahren nicht mehr zusammen. Sind Abnützungserscheinungen im Fußball unausweichlich?

Foda: Nein. Es gibt ja andere Beispiele. Thomas Schaaf war 14 Jahre in Bremen, Volker Finke eine gefühlte Ewigkeit in Freiburg. Das hat nichts mit Abnützungserscheinungen zu tun. Klopp hat in Dortmund toll gearbeitet, alles erreicht, irgendwann will man etwas Neues erleben. Nach meinen sechs Jahren bei Sturm wollte ich auch etwas verändern, die Wege haben sich getrennt.

STANDARD: Spieler wechseln immer häufiger, klassische Klubidole werden weniger. Gilt das auch für Trainer, wird Kontinuität unwichtiger?

Foda: Letztendlich ist der Trainerjob erfolgsabhängig. Entweder du gewinnst oder du gewinnst nicht, leider Gottes ist das so. Es gibt auch Vereine, die Wert auf Entwicklung legen, die langfristig denken. Bist du bei einem Traditionsklub beschäftigt, ist die Erwartungshaltung immer größer, du musst vorne mitspielen.

STANDARD: Sturm spielt vorne mit, hat als Vierter nur zwei Punkte Rückstand auf den Zweiten Rapid. Platz zwei reicht für die Qualifikation zur Champions League. Wird das thematisiert?

Foda: Natürlich. Trainer und Spieler sollen sich extrem hohe Ziele setzen. Wir gehen offen damit um, reden uns nicht klein.

STANDARD: Donis Avdijaj wurde im Winter von Schalke ausgeliehen, der 18-Jährige ist eines der größten Talente im deutschen Fußball, hat eine festgeschriebene Ablöse von 49 Millionen Euro. War dieser Transfer Zufall, oder könnte es zum System werden, dass Supertalente bei Sturm geparkt und auf größere Aufgaben vorbereitet werden?

Foda: Es gibt Ausnahmesituationen, wir haben gute Beziehungen zu Schalke. Ich sehe das nicht negativ. Wir wissen, dass uns Avdijaj nur für einen kurzen Zeitraum helfen kann und spätestens im Juni 2016 heimkehrt. Im Fußball zählt neben der Langfristigkeit auch das Tagesgeschäft, von diesem Transfer profitieren alle.

STANDARD: In Österreich definiert sich praktisch jeder Klub als Ausbildungsverein. Als Spieler haben Sie die Ära Kartnig erlebt, in dieser war Geld quasi abgeschafft. Was will Sturm jetzt sein?

Foda: Wir sind ein Traditionsverein mit überragenden Zuschauern. Wir mussten Beric, Kainz und Djuricin, also drei Topspieler, abgeben. Trotzdem können wir Zweiter werden. Wir wollen die Leute ausbilden, obwohl klar ist, dass die Besten Begehrlichkeiten anderer wecken und fortgehen. Nur in einem funktionierenden Team kann sich der Einzelne entwickeln. Djuricin hat bei uns viele Tore erzielt, also hat ihn Red Bull Salzburg gekauft. Das ist halt so. Wir wollen aber, dass die Zahl jener, die sich länger binden und mit Sturm identifizieren, steigt. Das ist ein Balanceakt.

STANDARD: Haben Sie ein Problem damit, wieder nach Wiener Neustadt oder Grödig reisen zu müssen? Dort stehen ja nicht gerade Fußballtempel.

Foda: Das ist kein Problem, man sollte den kleinen Vereinen Respekt zollen. Wir spielen am liebsten zu Hause, weil wir super Fans haben. Für mich ist wichtig, dass die Arbeit Sinn macht. Egal wo. Notfalls in der zweiten Liga.

STANDARD: Werden Sie bei Sturm in Pension gehen?

Foda: Ich habe einen Vertrag bis 2017, vielleicht dauert es länger, vielleicht kürzer, keine Ahnung. Ich bin überall von Ergebnissen abhängig. Ich sehe die österreichische Liga nicht so negativ wie der eine oder andere.

STANDARD: Banale Frage: Wie endet am Samstag Sturm gegen Grödig?

Foda: Banale Antwort. Grödig hat eine gute Mannschaft. Aber wir spielen zu Hause, wollen vorne mitmischen. Deshalb brauchen wir die drei Punkte. (Christian Hackl, DER STANDARD, 18.4.2015)