Die geplante "Galerie Niederösterreich" soll neben dem Karikaturmuseum und gegenüber der Kunsthalle entstehen.

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Auf 3000 Quadratmetern Fläche wird sich die Kunstsammlung des Landes Niederösterreich künftig ausdehnen.

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Der Kunsthistoriker Christian Bauer setzte sich in einem Bewerbungsverfahren als künstlerischer Leiter durch.

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Krems – Die Inszenierung war pompös, ebenso die Wortwahl. Von einem "historischen Moment" sprach Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) bei der Präsentation der Pläne für den derzeit einzigen Museumsneubau in Österreich. Für die Kunstsammlung des Landes Niederösterreich soll in Krems-Stein ein neues Museum errichtet werden. 35 Millionen Euro sind dafür projektiert. Aus einem zweistufigen Architektenwettbewerb ging das Vorarlberger Brüderpaar Bernhard und Stefan Marte als Sieger hervor. Baustart ist im Frühjahr 2016, schon 2017 will man eröffnen.

"Kulturpolitisch folgen wir einer Empfehlung des NÖ Kultursenats", so Pröll. Dieser habe angeregt, die Museumslandschaft neu zu ordnen. Neben den Zentren Asparn an der Zaya (Urgeschichte), Carnuntum (Römerzeit) und Niedersulz (Volkskunde) will man Krems als Kunststandort weiter festigen. Die Stadt solle damit von der "geheimen zur echten Kulturhauptstadt Niederösterreichs werden", ergänzte der Kremser Bürgermeister Reinhard Resch (SPÖ).

Der Standort zwischen den Altstädten von Krems und Stein hat sich seit der Gründung der Kunsthalle vor 20 Jahren mittlerweile zur stattlichen Kulturmeile entwickelt. 120.000 Besucher verzeichnen die bestehenden Häuser Kunsthalle, Karikaturmuseum, Forum Frohner und Artothek jährlich. Der geplante Museumsneubau mit dem Arbeitstitel Galerie Niederösterreich soll bis zu 50.000 Besucher zusätzlich nach Krems locken. Die Sammlung, die nun in Krems einziehen soll, war bisher im 2002 errichteten Landesmuseum in St. Pölten untergebracht.

Mit Natur-, Landes- und Kunstgeschichte unter einem Dach setzte man dort auf eine ganzheitliche Ausstellungsphilosophie. In der Landeshauptstadt regte sich bisher einiger Unmut gegen das jetzige Vorhaben, die Kunst nach Krems zu verlegen. So sprach etwa Ex-NÖPLAN-Chef Norbert Steiner von einer "Amputation des Landesmuseums" und sammelte über 1.000 Unterschriften gegen das Projekt. Als "Fehler" wollte Pröll den damaligen Bau nicht bezeichnet wissen. In den nun frei werdenden Räumlichkeiten wolle man ein weiteres "Zentrum" einrichten: Ein Haus zur Darstellung der niederösterreichischen Landesgeschichte.

Den Architektenwettbewerb konnten die Vorarlberger Bernhard und Stefan Marte für sich entscheiden. Das Büro Marte.Marte hat Erfahrung damit, modern-kubische Bauten in ländliche Umgebungen einzupassen, wie etwa ihr Diözesanmuseum in Fresach (2011) zeigt.

Panoramablick auf Göttweig

Bernhard Marte, der das Projekt Galerie Niederösterreich anschaulich präsentierte, sprach von zwei maßgeblichen Ebenen des Baus: eine untere, die der Ordnung der Stadt folgt, und eine obere Aussichtsebene, die einen Panoramablick zur Donau mit Stift Göttweig bietet. Bei der Außenfassade haben sich die Architekten nicht für den inflationär gewordenen Sichtbeton entschieden, sondern für eine Schuppenfassade aus Aluminium, mit der man "tänzerische Leichtigkeit" erreichen will. Einen noch eher kryptischen Einblick in die inhaltliche Ausrichtung der Galerie gab der designierte künstlerische Leiter des neuen Hauses, der Kunsthistoriker Christian Bauer. Das Museum werde keine klassische Epochenschau zeigen, sondern ausgehend vom 19. und 20. Jahrhundert mittels Wechselausstellungen auf ältere Epochen zurückverweisen.

Darüber hinaus soll das Museum auch privaten Sammlern offenstehen. Mit dem in finanziellen Nöten steckenden Essl-Museum in Klosterneuburg, dessen Mehrheitseigentümer Hans Peter Haselsteiner auf eine Beteiligung des Landes drängt, werde man zumindest inhaltlich "intensiv zusammenarbeiten", kündigte Pröll an. Auch eine finanzielle Beteiligung sei vorstellbar. "Das muss in den kommenden Wochen entschieden werden", so Pröll. (Stefan Weiss, DER STANDARD, 23.4.2015)