So sollen die künftigen Grazer E-Busse aus China aussehen.

Foto: Holding Graz

Graz - Mit einer für Europa neuartigen Technologie aus China soll ab 2016 der öffentliche Verkehr in Graz umgestellt werden. Das Management der Holding Graz verhandelte seit Februar intensiv mit der Firma China South Locomotive & Rolling Stock (CSR) in Ningbo, etwa drei Autostunden südlich von Schanghai.

Am Dienstag präsentierte man das Pilotprojekt, das zuerst mit vier bis fünf Bussen in den Testbetrieb geht. Die Elektrobusse, die erst seit Kurzem in Ningbo vom Band laufen, können an Aufladestationen, die im Vollausbau an jeder zweiten Grazer Bushaltestelle stehen sollen, in nur 20 Sekunden aufgeladen werden. Eine Ladung reicht für rund sieben Kilometer. Die Ladestationen können auch multimedial bespielt werden.

Wolfgang Malik, Vorstandsvorsitzender der Holding, erinnerte daran, dass Graz vor mehr als 20 Jahren das "einzige Unternehmen war, das 100 Prozent Biodiesel verwendet hat, oder dass wir vor drei Jahren die Modellregion Elektromobilität geworden sind". Die Umstellung der gesamten Flotte (etwa 160 Busse) auf E-Busse während der nächsten Jahre soll der nächste Schritt in diese Richtung sein.

Superkondensator

Angetrieben wird so ein Bus von einem "Superkondensator" aus Carbon. Diese erinnern in ihrer runden Form an Getränkedosen, in der eckigen Variante an Olivenölkanister. 2500 davon braucht es, um eine Bim zu bewegen, 2700 für einen Bus.

Der Antrieb für die Holding Graz, mit CSR zu verhandeln, war das EU-Weißbuch zur Klima- und Energiepolitik 2030. Bis 2030 sollen nämlich 80 Prozent des öffentlichen Verkehrs mit nichtfossilen Antrieben abgewickelt werden, bis 2050 hundert Prozent. Im von besonders hohen Feinstaubwerten geplagten Graz ist man zuversichtlich, diese Quoten bis dahin erfüllen zu können.

Die Teststrecke, die nächstes Jahr in Betrieb genommen wird, ist möglicherweise die Linie 34 E, die vom innerstädtischen ÖV-Knotenpunkt Jakominiplatz nach Liebenau zur Theyergasse führt, oder aber die Linie 58 vom Grazer Hauptbahnhof in den Außenbezirk Mariagrün. Egal für welche Route man sich entscheidet: Mindestens zwei Ladestationen wären in beiden Fällen nötig. An den Aufladestationen sollen mittelfristig auch private Elektroautomobile andocken können.

Wie Horst Schachner, der Betriebsratsvorsitzende der Holding, andeute, hoffe man aber auch auf neue steirische Arbeitsplätze, denn der chinesische Konzern suche derzeit einen "Brückenkopf nach Europa". (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 29.4.2015)