Roger Lewentz (SPD), Vorsitzender der deutschen Innenministerkonferenz und Innenminister von Rheinland-Pfalz, zeigt das Emblem der "Oldschool Society". Die Gruppe soll Anschläge geplant haben.

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"Dieser Inhalt ist derzeit nicht verfügbar." Das war alles, was man am Donnerstag noch auf der Facebook-Seite der Gruppe "Oldschool Society" (OSS) lesen könnte. Kurz nach der Razzia gegen die Vereinigung war die Seite mit Hetzereien gegen Asylbewerber gesperrt worden. Neun Personen haben die Gruppe nach Auskunft des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes vor einigen Monaten ins Leben gerufen.

Gegen sie ermittelt die Bundesanwaltschaft nun wegen des Verdachts der Gründung einer terroristischen Vereinigung, zwei Männer sitzen in U-Haft. Die Gruppierung hat nach Erkenntnissen der Behörden in Deutschland Anschläge gegen Salafisten, Moscheen und Asylbewerberunterkünfte geplant.

Die Planungen seien so weit fortgeschritten gewesen, "dass man eingreifen musste", sagte der Chef des Verfassungsschutzes in Nordrhein-Westfalen, Burkhard Freier. Er erklärte auch: "Wir hatten wegen ihrer Gewaltfantasien Sorge, dass sie völlig durchdrehen. Es handelt sich bei ihnen um Personen, die nicht über eine hohe Intelligenz verfügen, sondern eher dumpf sind."

Ermittler fanden Waffen

So war auf der Facebook-Seite die Selbstverbrennung eines Asylbewerbers in Niedersachsen auf offener Straße mit den Worten "ein Vorbild für seinesgleichen" kommentiert worden. Bei den Hausdurchsuchungen fanden die Ermittler "pyrotechnische Gegenstände mit großer Sprengkraft", Stichwaffen und Gaspistolen.

Die Welt berichtet, die Gruppe hätte sich am Wochenende im sächsischen Borna treffen wollen. Ermittler vermuten, dass sie dort über mögliche Anschlagsziele sprechen hätte wollen.

Nun wird überprüft, welche Verbindungen es in die rechtsextreme Szene gibt. Eine Spur führt lautSpiegel Online nach Nordrhein-Westfalen. Der mittlerweile festgenommene "Vizepräsident" der OSS, Markus W. (39), sei den Behörden in NRW seit langem einschlägig bekannt. Er habe früher zum "festen Personengebilde" der 2012 verbotenen "Kameradschaft Aachener Land" (KAS) gehört und aktiv die NPD unterstützt.

Statt Hakenkreuz ein Mercedes-Stern

Der mutmaßliche (inhaftierte) Rädelsführer der Gruppe, der 56-jährige Andreas H. aus Augsburg, hat auf seinem Auto einen Reichsadler kleben, der statt eines Hakenkreuzes den Mercedes-Stern hält. Daneben prangen die Initialen "A.H." Das könnte für ihn selbst stehen. Muss aber nicht.

Die Gruppe organisierte er nach dem Führerprinzip. "Den Anweisungen der Führungsebene ist unverzüglich Folge zu leisten, auch wenn für den Einzelnen die Entscheidung in diesem Moment nicht nachvollziehbar ist. Zuwiderhandlung wird mit Ausschluss geahndet", hieß es auf der nun gesperrten Website.

Organisation soll lange leben

Als Begründung wird genannt: "Wir, die Führungsebene, wollen diese Organisation sehr lange am Leben halten und diese auch nicht durch unüberlegtes Handeln an den Nagel hängen!"

Innenminister Thomas de Maizière (CDU) lobte die Zerschlagung als "großen Erfolg". Man habe damit möglicherweise die Bildung einer Gruppierung nach Vorbild des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) verhindert. Dessen Mitglieder sollen neun Männer mit Migrationshintergrund ermordet haben. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 8.5.2015)