Vösendorf - Mehr als 700 Teilnehmer bescherten der Bundesvereinigung Logistik Österreich ein Rekordergebnis beim 31. Logistik-Dialog in der Pyramide Vösendorf. "Neue Anforderungen sowie die vielfältigen Möglichkeiten der Informationstechnologien verändern das Arbeitsumfeld des Menschen", betonte Roman Stiftner, Präsident der BVL-Österreich in seiner Eröffnungsrede.

Immer "smarter" werden müsse daher auch das Know-how von Mitarbeitern, Fach- und Führungskräften. Ansonsten werde der Mensch den enormen Datenvolumen in den immer dynamischer werdenden E-Commerce-Märkten über kurz oder lang chancenlos gegenüberstehen - geschweige denn diese über die gesamte Supply Chain hinweg steuern können.

Bereits heute ist, aktuellen Arbeitsmarktprognosen zufolge, eine steigende Nachfrage nach Logistik-Spezialisten festzustellen. "Deshalb steht Smart Working nicht nur für eine zeitlich flexible und mobile Arbeitsweise, sondern soll auch speziell auf die Bedürfnisse der jungen Generation eingehen", betonte Stiftner.

Zu aktiver Kommunikationsarbeit forderte Professor Raimund Klinkner (Vorstandsvorsitzender BVL-Deutschland) die Kongressteilnehmer auf: "Sprechen Sie konkret über die Wertschöpfung, über Wertschöpfungsketten und wie diese gemanagt werden - vom Kunden über Handel und Hersteller bis zum Rohstofflieferanten."

Engere Zusammenarbeit

Schreiten Digitalisierung und Automatisierung in der Produktion weiter rasant voran, dann müsse die Logistik als ihr Rückgrat analog zu "Industrie 4.0" auch ein "Supply Chain Management 4.0" entwickeln, um weiterhin Schritt halten zu können.

Organisatorisch geht es dabei um die optimale Zusammenführung von Informationstechnologie mit logistischem Know-how. Vor allem die synchrone Planung von Produktion und Logistik birgt großes Potenzial für Kosteneinsparungen. Wichtig für Logistikdienstleister ist dabei, die gesamte Supply Chain nicht nur im Blickfeld zu haben, sondern möglichst viel davon für sich steuerbar zu machen - mit IT-gestützten durchgängigen Prozessen, neuen Lösungen für globale Lieferketten und neuartigen Planungs- und Rationalisierungstechniken.

Dabei handelt es sich keineswegs um reine Managementaufgaben, weshalb das Augenmerk der Branche laut Stiftner auf der Qualifizierung und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter liegt. Und zwar bis ganz hinunter, verfügt doch heute schon nahezu jeder Lagerarbeiter über EDV-Kenntnisse. Das sei der Preis für transparente Vernetzung in Echtzeit. Projekt-, aufgabenorientiertes und mobiles Arbeiten oder zeitlich/örtlich flexible Arbeitsweisen - wie immer man es nennen mag: Die optimalen Rahmenbedingungen für "Smart Working" zu schaffen wird immer mehr zur neuen Managementdisziplin. "Damit wir im digitalen Wettbewerb bestehen können, benötigen wir nämlich klare Leitlinien und Perspektiven", erklärt Stiftner.

Barometer zeigt nach oben

Dies betreffe nicht nur Konzerne, sondern Unternehmen aller Größenordnungen: Wie schaffen sie den Spagat, neue Technologien zielführend einzusetzen und gleichzeitig die Qualifikation ihrer Mitarbeiter den sich rasant ändernden Entwicklungen und Rahmenbedingungen anzupassen?

"Schon jetzt ist die Logistik eine der Branchen, die trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten Beschäftigungszuwächse verzeichnet", sagte Sozialminister Rudolf Hundstorfer in seiner Keynote. So würden in Westeuropa 40 Prozent der Firmen qualifiziertes Logistikpersonal suchen, in Deutschland sogar zwei Drittel. In Österreich kommt der Branche angesichts ihres Umsatzvolumens von 20 Mrd. Euro und 500.000 Beschäftigten eine elementare Bedeutung für die Gesamtwirtschaft zu. Rund 210.000 Mitarbeiter sind laut Stiftner im Bereich Transport- und Verkehr beschäftigt, rund 45.000 bei Eisenbahn- und Verkehrsunternehmen.

"Ähnlich wie in Deutschland ist auch hierzulande trotz verschärfter Rahmenbedingungen ein moderater Konjunkturaufschwung festzustellen", sagte Stiftner. Die Zahlen des Logistikindikators (BVL-Deutschland) geben ihm recht: Das "Barometer" kletterte um 8,2 auf 128,7 Punkte und steht deutlich über der neutralen Hunderter-Marke. Das sollte, folgt man den Aussagen der Befragten, auch so bleiben.

Digitalisierung und Automatisierung schreiten rasant voran. Entsprechend qualifiziertes Personal ist daher sehr gefragt. (Markus Huber, DER STANDARD, 13.5.2015)