Dietmar Wernitznig ist seit 2012 Direktor des Fünfsternehotels Europäischer Hof in Bad Gastein mit rund 80 Mitarbeitern. Davor unterrichtete er an der Tourismusschule Bad Hofgastein.

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STANDARD: Das Hotel Europäischer Hof in Bad Gastein ist bester Lehrlingsausbildner bei kleinen und mittleren Unternehmen in Salzburg. Wie schwierig ist es, geeignete Lehrlinge zu finden?

Wernitznig: Auf dem Land ist das sicher leichter als in der Stadt. Die Lehre hat hier noch einen besseren Ruf. Um Mitarbeiter anzuziehen, helfen uns sicherlich auch die Auszeichnungen, die wir für unsere Mitarbeiterbildungskonzepte bekommen haben. Topbetriebe haben es bei der Lehrlingssuchesicherlich leichter. Nicht jeder will nach der Schulpflicht noch weiter zur Schule gehen.

STANDARD: Was machen Sie in der Lehrlingsausbildung besser?

Wernitznig: Ob's besser ist, weiß ich nicht. Aber wir versuchen mit Kontinuität das Niveau in der Ausbildung gleich hoch zu halten. Alle Lehrlingsausbildner sind dafür geprüft. Die Lehrlinge haben ab dem ersten Lehrjahr Kontakt zu den Gästen. Und Fehler dürfen gemacht werden, darum lernt man ja. Ich habe selbst Koch und Kellner gelernt und weiß daher: Wenn man nur zuschauen darf, verliert man sehr schnell das Interesse. Die Motivation muss weitergegeben werden. Es funktioniert nur, wenn man sich mit den Jugendlichen auch wirklich befasst, ihnen zuhört und sie fördert.

STANDARD: Dennoch hat der Tourismus nicht das beste Image...

Wernitznig: Kaputtmachen geht schnell, Aufbauen dauert. Sicher gibt es schwarze Schafe, aber durch strengere Kontrollen wurde vieles verbessert. An den Arbeitszeiten können wir aber nichts ändern. Beruf sollte Berufung sein, und jeder sollte ihn gern machen. Mit einem Lehrabschluss in der Gastronomie stehen jedenfalls viele Türen offen. Die meisten unserer Lehrlinge bleiben nach Abschluss noch eine Saison, und dann wird international oder in anderen Hotels Erfahrung gesammelt. (Gudrun Ostermann, 16.05.2015)