Dass Josef Kirchengast stets penibel recherchiert, dass er ihm Berichtetes stets gewissenhaft hinterfragt und jedes Wort, bevor es zu Papier gebracht wird, auf die Waagschale legt, ist man vom Standard-Gründungsmitglied seit Jahrzehnten gewohnt. Auch als skeptischen Beobachter und scharfen Kommentator wider Unrecht und Totalitarismus kennt man den polyglotten Steirer.

Ein Klapotetz bei St. Anna am Aigen
Foto: Styria-Verlag

Als engagierter Verantwortlicher der Crossover-Rubrik war auch der soziale, humanitäre und historisch interessierte Kosmopolit präsent. Dass der bedachte Formulierer aber auch ein begnadeter Fabulierer ist, bleibt aufgrund der Aufgabenstellung seriöser Sachlichkeit, die sich für ernsthafte und gewissenhafte Außenpolitik-Redakteure geziemt, allzu oft im Verborgenen.

Der gleichnamige Traminerweg führt auf einem Rundwanderweg durch die Marktgemeinde Klöch.
Foto: Styria-Verlag

Seiner Heimat hat Joe Kirchengast nun bibliophil eine Hommage gewidmet. Der 1951 in Kapfenberg Geborene vermengt Kulinarisches, Anekdotisches, Traditionelles, Modernes, Bekanntes und im Verborgenen Schlummerndes. Er beschreibt Wanderrouten, listet sorgfältig allerlei Wissenswertes über Burgen, Restaurants, Hotels, Thermen, Wirtshäuser und Weinhauer, empfiehlt die eine oder andere Buschenschank und breitet galant den Mantel des Schweigens über nicht so sehr Empfehlenswertes.

Die Marktgemeinde Jagerberg im Vulkanland
Foto: Styria-Verlag

Mit Gschichtln und Schnurren garniert, erfährt man, was wert ist, besichtigt zu werden. Die Sprache, das Idiom des Bellens, Eigenarten der Mentalität, lokale Feste, Handwerk, Urigkeit und Spiritualität erfüllen Fakten, Zahlen und Orte mit Leben. Für Leib und Seele wird allerorts gesorgt. Dank Kirchengasts Akribie lässt sich alles finden. Ja, selbst wo der Sepp, nicht der Barthel, einst wie jetzt den Most holt, erfährt man. Offen bleibt im Endeffekt eigentlich nur eine einzige Frage: nämlich ob die Aborigines der so leidenschaftlich beschriebenen Region richtigerweise wirklich als "Vulkanier" apostrophiert werden ... (Gregor Auenhammer, 26.5.2015)