Wie stellen sich Studierende der besten Unis weltweit ihr künftiges Arbeitsleben vor? Für das St. Gallen Symposium beantworteten 1095 "Leaders of Tomorrow" Fragen zu Verantwortung, Führung und Freizeit.

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Mythen über die Generation Y gibt es viele, teiweise widersprechen sie sich sogar. Aber kann man diese ihnen nachgesagten Charakterzüge, wie etwa, dass Führungsrollen für nach 1980 Geborene uninteressant seien, auch auf High Potentials anwenden? Wollen Studierende der weltweit besten Unis auch lieber die Welt retten, als fette Boni kassieren?

Das St. Gallen Symposium hat in Zusammenarbeit mit der GfK, dem größten deutschen Marktforschungsinstitut, nach der Stimmung unter den "Leaders of Tomorrow" gefragt. Zehn gängige Mythen wurden in einer Onlinebefragung von mehr als tausend Teilnehmern überprüft – 21.000 offene Antworten bildeten die Basis für das "Global Perspectives Barometer", das die Besucher des Symposiums auf ihren Stühlen in gebundener Version vorfanden.

Nicht ständig connected

Die Leaders of Tomorrow sind keine stereotypen Digital Natives, heißt es gleich zu Beginn. Die Gruppe der digitalen Avantgarde unter den High Potentials ist relativ klein. Die Mehrheit ist nicht ständig online und kann sich - zumindest am Arbeitsplatz - auch vorstellen, auf Social Media zu verzichten. Dennoch würden Unternehmen etwa ein Drittel der Leaders of Tomorrow verlieren, wenn soziale Netzwerke während der Arbeit verboten wären.

Wer aber sind diese Leaders of Tomorrow, um die sich der ganze Report dreht? Laut Organisatoren des Symposiums sind dies junge Menschen, die an guten Universitäten studieren oder gerade abgeschlossen haben und sich für internationale Beziehungen interessieren. Sie sollen bereit sein, Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen, und den Wunsch haben, die Welt zu verändern.

Gefunden wurden diese Leute unter anderem durch die Kontaktaufnahme mit den bestplatzierten Unis des QS World University Ranking, aber auch auf Facebook und im eigenen Netzwerk wurde die Umfrage verbreitet.

Macht und Geld sind uncool

Die 1095 Teilnehmer kommen aus mehr als 100 Ländern - etwas mehr als die Hälfte lebt in OECD-Staaten, die Mehrheit ist jünger als 26 und 56 Prozent sind männlich. 39 Prozent studieren Business oder Management, 24 Prozent Jus oder Sozialwissenschafen und 15 Prozent Technik oder Naturwissenschaften - der Rest sind Absolventen.

Aufgeräumt wurde nicht nur mit dem Social-Media-Mythos, auch die damit zusammenhängende Aussage, dass fixe Meetings wegen ständigen Austauschs auf anderen Plattformen hinfällig werden, wurde in der Studie abgelehnt.

Besondere Bestätigung gab es dafür in puncto sinnstiftende Arbeit: Ein positiver Einfluss auf die Gesellschaft, interessante und faszinierende Projekte und Gleichgewicht zwischen Arbeits- und Privatleben waren die drei Hauptmotoren für die persönliche Karriere. Ein hohes Gehalt war nur für 14 Prozent der Befragten interessant und Macht über andere zu haben interessierte gar nur drei Prozent.

Insgesamt wurde Elementen, die auf hierarchische Interessen hindeuten, eine große Absage erteilt. Gleichzeitig machen die Studienautoren aber auf den Bias aufmerksam: Zu sagen, dass man Macht und Geld will, gilt in dieser Generation als uncool.

Leader führen lieber nicht

Nur 25 Prozent der Leaders of Tomorrow streben einen Führungsposten mit Autorität und großem Team an. Die Mehrheit der Befragten - 44 Prozent - möchte später lieber als angesehener Experte im eigenen Fachgebiet arbeiten. Als neuen Goldstandard unter den Elite-Studierenden bezeichnen die Autoren Entrepreneurship: 60 Prozent planen, sich irgendwann selbstständig zu machen - die Mehrheit will davor aber noch Arbeitserfahrung in einem Unternehmen sammeln.

Die beliebtesten Branchen bleiben Consulting und Finance. Für die späteren Experten ist vor allem der Bildungssektor, aber auch NGOs oder ein Job in internationalen Organisationen interessant. Die Studienautoren sehen den Bildungssektor auch deshalb so weit vorne, weil hier besonders sozialer Wandel und damit das Ziel nach positivem Einfluss auf die Gesellschaft zu erreichen ist.

Unternehmen, so die Verfasser weiter, müssen aus all diesen Antworten lernen. Passen sie sich nicht an die Vorstellungen an, geht ein Großteil dieser Bestausgebildeten für sie verloren. Statt Boni zu bieten könnte es zum Beispiel interessanter sein, mehr Spielraum für eigene Projekte zu bekommen. (Lara Hagen, 29.5.2015)