Diversität gut und wichtig zu finden, gehört mittlerweile zum guten Ton. Dahinter verbirgt sich gesellschaftlich und auch in Unternehmen ein ziemlich heterogener Entwicklungsstand, wenn es tatsächlich um die so genannte Diversity & Inclusion geht. Mit "Realisierung von Diversity & Inclusion" haben Marion Andrlik und Norbert Pauser jetzt einen Sammelband zwecks Zwischenbilanz zur Querschnittmaterie Vielfalt heraus gebracht.

Die Beraterin Dorothea Brożek hat sich in ihrem Beitrag mit Kommunikation und Sprache im Kontext von Diversity & Inclusion befasst und die "beliebtesten sprachlichen Diversitätsfallen und No-Gos" aufgelistet (Auszüge zitiert):

  • "Schwule sind die schönsten Männer" - "sie schaut gar nicht lesbisch aus"
    Diese Formulierungen beinhalten einseitige Zuschreibungen und festigen Klischees über Schwule und Lesben. Positive Diskriminierungen bleiben Diskriminierungen
  • "Ein toller Mensch, trotz Behinderung, bewundernswert"
    Auf den ersten Blick hochachtung - auf den zweiten eine schallende Ohrfeige. Das kleine Wörtchen "trotz" schafft eine Distanz und drückt eine Erhöhung über die behinderte Person aus. Dahinter klingt, dass von behinderten Personen nichts erwartet wird.
  • "taubstumm"
    Der Begriff schafft das Bild, dass Personen, die als taubstumm bezeichnet werden, nicht kommunizieren können. Watzlawick´s "Man kann nicht nicht kommunizieren" gilt für alle. Der richtige Begriff ist gehörlos oder taub - gehörlose/taube Menschen verständigen sich durch Gebärdensprache oder mit ihrer Stimme.
  • "Jeder ist ja irgendwie behindert"
    Eine der ärgerlichsten Sätze in diesem Bereich, den Diversitätskundige machen können, weil er entlarvt, dass Behinderung im traditionellen medizinischen Konzept und defizitorientiert gesehen wird.
  • "Die haben einfach eine andere Kultur und das gehört dazu"
    Diese Aussage kommt dann oft vor, wenn wir kein gutes Gefühl haben bei Anlässen und Situationen, die uns fremd sind. Wir haben eine Ahnung, nehmen uns aber nicht die Zeit oder haben nicht den Mut, genauer hinzuschauen, nachzufragen und darüber nachzudenken und mit anderen darüber zu reden. Traditionen haben mit Werten zu tun. In Dialog treten, nachfragen und die eigenen Werte vertreten ist ist eine gute Möglichkeit, mehr über Kultur und Tradition zu erfahren. Wenn es um Themen wie etwa weibliche Genitalverstümmelung geht, hat dies nichts mit der "anderen" Kultur zu tun, sondern verstößt gegen österreichische Gesetze. (8.6.2015)