Ansicht durch Klick vergrößern.

Vor knapp zehn Jahren begann die Planung der Seestadt Aspern, 2008 wurde der Masterplan beschlossen, und ihre Endausbaustufe wird nicht vor dem Jahr 2030 erreicht werden. Gerhard Schuster, Vorstandschef der Entwicklungsgesellschaft Wien 3420, spricht daher mit gutem Grund von einem "Projekt fast für eine Generation", das da auf dem historischen Flugfeld in Wien-Donaustadt verwirklicht wird.

Die Geburtsphase der neuen Stadt aber neigt sich bereits ihrem Ende zu. Südlich des Sees und der U2-Endstation sind die meisten Wohnanlagen fertiggestellt, bis zum Herbst sollen hier 6000 Menschen wohnen. Das als Passivhaus errichtete Studierendenheim ist schon fast voll. Die Vor- und Volksschule wird im September ihre Pforten öffnen, etwas später folgt ein Campus mit AHS und BHS. Rund um die U-Bahn sollen Büros und Gewerbebetriebe angesiedelt werden.

Gemischtes Quartier

Mit dem Seeparkquartier wird in weiterer Folge ein gemischtes Quartier mit freifinanzierten Wohnungen, Hotel, Geschäften und Garagen errichtet, wo weitere 1000 Bewohner Platz finden sollen. Insgesamt wäre das dann ein Drittel der insgesamt geplanten 20.000 Einwohner in der Seestadt.

Dann beginnt die nächste Phase, die das Gebiet zwischen dem See und der U-Bahn-Station Aspern Nord mit 700 bis 1000 Wohneinheiten, Garagen und einer Neuen Mittelschule ausfüllen soll, berichtet Schuster. Für diese Bauteile fehlt noch die Umweltverträglichkeitsprüfung, die im Frühjahr 2016 beendet sein soll. Die Bauträgerwettbewerbe sind im weiteren Jahresverlauf geplant, die Fertigstellung für 2019.

Bevor dann mehr Menschen in die Seestadt ziehen, müssten die Straßenverbindungen verbessert werden, um die umliegenden Nachbarschaften zu entlasten, sagt Schuster. Eine Stadtstraße soll von Hirschstetten zur Seestadt führen und diese an den Autobahnring anbinden - ein Projekt, gegen das sich in Hirschstetten eine Bürgerinitiative gebildet hat.

Hauptbahnhof-Aspern-Bratislava

Weiters soll eine neue schnelle Bahnverbindung zwischen dem Wiener Hauptbahnhof und Bratislava über die Seestadt führen und bei Aspern Nord Station machen. Dort ist auch eine neue Endstation für die Schnellbahn S80 geplant. Der künstliche See, der derzeit noch etwas verloren in der weiten Landschaft erscheint, soll bis zum Jahr 2020 von Parks, Promenaden, Gebäuden und Geschäftsstraßen eingefasst sein. Dann sollte die Seestadt tatsächlich so ausschauen, wie es sich die Schöpfer des Masterplans ausgedacht haben.

Deutlich mehr als eine Milliarde Euro wurden bisher investiert, das Gesamtprojekt dürfte zumindest fünf Milliarden Euro kosten, sagt Schuster: "Die Seestadt ist ein bedeutender Faktor für die Arbeitsplatzschaffung, den Konsum und das Wirtschaftswachstum in der Stadt."

Beim Ausbau versuchen die Entwickler, aus früheren Fehlern zu lernen. Der Bau der unterirdischen Sammelgaragen verzögerte sich in der ersten Etappe, was einen Rattenschwanz an Problemen nach sich zog. In Zukunft will man auf Garagen im Hochbau setzen. Und trotz der bisher recht erfolgreichen Betriebsansiedelung bleibt die Schaffung von Arbeitsplätzen die größte Herausforderung. "Wenn die Wirtschaftsdynamik nicht zunimmt, wird es schwieriger, das Konzept der gemischten Nutzung von Wohnen, Bildung, Arbeiten und Einkaufen durchzuziehen", sagt Schuster. "Dann gibt es weniger Büros und Betriebe." Sonst aber "ist das Projekt robust genug, um auf geänderte Rahmenbedingungen zu reagieren".

Auch der Ausgang der Wien-Wahl im Oktober dürfte keine Folgen für Aspern haben, meint Schuster: "Es gibt eine breite Zustimmung zu dieser Stadterweiterung." (Eric Frey, 17.6.2015)