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Das Begräbnis der Todesopfer wurde zu einer Großkundgebung der Solidarität, an der sich tausende Kuwaiter beteiligten.

Foto: APA/EPA/RAED QUTENA

Kuwait/Kairo – Tausende Kuwaiter versammelten sich am Samstag zu einem Massenbegräbnis der Opfer vom Freitag. Ein Selbstmordanschlag hatte in einer schiitischen Moschee 27 Menschen das Leben gekostet, 227 weitere waren verletzt worden. Die Beerdigung wurde zu einer Demonstration von Zusammenhalt und Solidarität. Man werde nicht erlauben, dass Terrorismus das Land spalte, erklärte die Regierung nach einer Sondersitzung und kündigte rigorose Sicherheitsmaßnahmen an. Besonders geschützt werden die wirtschaftlich wichtigen Ölinstallationen. Es wurden schon mehrere Verhaftungen vorgenommen.

Die Regierung bestätigte, dass der mutmaßliche Attentäter aus Saudi-Arabien stammte. Ein Ableger der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS), der sich "Provinz von Najaf" nennt, hatte die Verantwortung übernommen. Das Attentat wurde mit der Verbreitung der schiitischen Lehre begründet. Die IS-Terrormiliz, die am Montag das einjährige Bestehen ihres "Kalifats" feiert, hatte zu vermehrten Anschlägen während des Fastenmonats Ramadan auf Christen und Schiiten aufgerufen, die in deren Augen als Ungläubige gelten.

Schiiten im Visier

Dieselbe Organisation hatte vor wenigen Wochen bereits blutige Anschläge gegen schiitische Moscheen in Saudi-Arabien verübt. Ihr Ziel ist es, die religiösen Spannungen weiter anzuheizen. Die Attentate sollen etwa aufzeigen, dass der Staat die Schiiten nicht wirklich schützt. Rund ein Drittel der 1,3 Millionen Einwohner des Emirats Kuwait sind Schiiten, die in vielen Bereichen unterrepräsentiert sind.

Offene Spannungen zwischen den Religionsgemeinschaften gab es bisher zwar nicht, aber die Atmosphäre ist in der jüngeren Vergangenheit zusehends schlechter geworden. Die Salafisten Kuwaits – die Salaf-Allianz hat das Attentat sofort scharf verurteilt – sind in den vergangenen Jahren nicht nur stärker geworden, sie gehören zu den wichtigsten Unterstützern salafistischer Gruppen in Syrien, die sowohl mit der Nusra-Front als auch mit dem IS verbandelt sind.

Religiöse Hetze

Auch in Kuwait selbst präsentieren sie sich als diejenige Kraft, die sich angeblichen schiitischen Absichten, die Länder des Nahen Ostens zu dominieren, entgegenstellt. Das hat, angeheizt durch Scharfmacher, zu einer Vertiefung der schiitisch-sunnitischen Animositäten geführt. Die Religionsbehörde hat deshalb angekündigt, auch rigoros gegen religiöse Hetze in den Moscheen und Medien vorzugehen. Gerichte in Kuwait haben in den vergangenen Wochen bereits mehrere Personen, denen vorgeworfen wurden, dem IS anzugehören, zu Gefängnisstrafen zwischen einem und mehreren Jahren verurteilt. (Astrid Frefel, 29.6.2015)