Von welchem Wirbeltier gibt es wohl die meisten Individuen? Vom Menschen? Der bringt es auf über sieben Milliarden. Vom Haushuhn? Hier hat der Ornithologe Noah Strycker den weltweiten Bestand auf 24 Milliarden geschätzt. Beachtliche Zahlen – aber beide sind nicht einmal in der Nähe der Liga, in der das tatsächlich häufigste Wirbeltier der Welt spielt.

Es handelt sich dabei um einen Tiefseefisch: Genauer gesagt um die Gattung Cyclothone aus der Familie der Borstenmäuler. Die im Schnitt fingerlangen Tiere bewohnen sämtliche Meere von einigen hundert Metern bis zu mehreren Kilometern Tiefe – es steht ihnen also der größte zusammenhängende Lebensraum des Planeten zur Verfügung. Und den nutzen sie weidlich aus, insbesondere die häufigste Spezies Cyclothone microdon. Schätzungen von Meeresbiologen belaufen sich auf hunderte Billionen von Individuen. Es könnten sogar Billiarden sein.

So also sieht, statistisch betrachtet, das durchschnittliche Wirbeltier aus.
Illustration: Archiv

... und trotzdem sind die Tiere kaum jemandem ein Begriff. Die "New York Times" wollte hier Abhilfe verschaffen und hat dem Borstenmäuler und seinen Eigenheiten einen ausführlichen Artikel gewidmet: Von seinem altersabhängigen Wechsel des Geschlechts über seine Fähigkeit zur Biolumineszenz bis zur langen Geschichte seiner Entdeckung – die gleichzeitig eine Geschichte des langsamen Begreifens war, womit man es hier zu tun hat: einem Wesen, neben dem jedes andere Wirbeltier wie eine kurz vor dem Aussterben stehende Art wirkt.

--> The New York Times: "An Ocean Mystery in the Trillions"

(red, 8. 7. 2015)