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Die Tour ist die Tour. Und die ist nix für zwischendurch.

Foto: REUTERS/Eric Gaillard

Ja eh: Es gilt der Generalverdacht. Nur: Um den geht es jetzt nicht. Sondern um den Spott der Unwissenden. Die verstehen nämlich nicht, wieso eine (in Österreich kleine) Schar Wissender derzeit die Nachmittage vorm Fernseher verbringt. Und 200 Maxeln beim Radfahren zusieht. Stundenlang. Und das sauspannend findet. "Die schauen alle gleich aus!", rufen die Unwissenden und: "Jeden Tag gleich!" Und: "So abwechslungsreich wie Gletschern beim Wandern zusehen – in Echtzeit!"

Die Unwissenden haben weit mehr auf Lager. Ihr Spott schmerzt. Doch die Höflichkeit verbietet es zu kontern: Fußball-WM? Formel 1? Alpiner Skilauf? Alles Höhnen von oben passt da auch. Apropos Skifahren: Nördlich von Bayern ist das eine Randsportart.

Gelebte Weltkultur

Wohingegen Radrennen im Allgemeinen und die Tour im Besonderen nicht nur relevant, sondern Religion sind. Gelebte Weltkultur. Die Kombination aus Schach und Marathon: Taktik. Technik. Teamgeist. Sie gebiert Helden, die "Bigger than Life" sind. Und zeigt Lust und Leid – in einigen der schönsten Gegenden der Welt.

Das Unwissenden erklären? Unmöglich. Unwissende sind unwillig. Wollen nicht mehr als 30 Sekunden opfern. Aber: Die Tour ist die Tour. Kein Quickie. Keine schnelle Nummer. Nix für zwischendurch. Sie verlangt Zeit. Hingabe. Demut. Die Bereitschaft, sich einzulassen. Sie kennen, begreifen und verstehen zu lernen. Um sich dann fallen zu lassen. Ganz. Mit allen Sinnen und Gefühlen.

Das klingt nach Liebe, meinen Sie? Ja eh. Denn: Was gibt es Schöneres? (Thomas Rottenberg, 17.7.2015)