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Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Wien – Die Historikerin Brigitte Hamann prägte das öffentliche Bild der Habsburger, schrieb Bücher über Wolfgang Amadeus Mozart und Adolf Hitler. Und das nicht obwohl, sondern weil sie gebürtige Deutsche ist: "Ich hatte einen anderen Blick auf Österreich und begann mit einer gewissen Distanz zu schreiben", sagte sie einmal. Am Sonntag (26. Juli) feiert Hamann ihren 75. Geburtstag.

Auch die Jury begründete die Zuerkennung des Ehrenpreises des österreichischen Buchhandels für Toleranz im Jahr 2012 damit, dass Hamann "mit dem objektiven Blick einer nicht gebürtigen Österreicherin die Identität dieses Landes offenlegt". In ihrem "imposanten Oeuvre" vereine Hamann "wissenschaftliche Rigorosität mit publikumsfreundlicher Lesbarkeit", würdigte damals der Historiker Gerald Stourzh seine Fachkollegin bei der Verleihung.

Werdegang

Geboren wurde die Volksbildnerin in Sachen Geschichte als Brigitte Deitert am 26. Juli 1940 in Essen. Sie studierte Germanistik und Geschichte in Münster und an der Universität Wien. 1963 legte sie ein Examen als Realschullehrerin ab und versuchte sich anschließend als Journalistin. 1965 heiratete sie den 1994 verstorbenen Wiener Historiker und Universitätsprofessor Günther Hamann, bei dem sie auch als Assistentin arbeitete.

Im Alter von fast 40 Jahren schloss sie ihre Doktorarbeit über das Leben von Kronprinz Rudolf ab. Im gleichen Jahr, 1978, arbeitete sie ihre Dissertation zu einem Buch um: "Rudolf, Kronprinz und Rebell" bescherte ihr sogleich den Durchbruch als Autorin. Fast 30 Jahre später diente das Buch als Grundlage für Robert Dornhelms 2006 erschienenen Fernsehfilm-Zweiteiler "Kronprinz Rudolf", dem die Historikerin als Beraterin zur Seite stand.

Thema Sisi

1981 folgte ihre bis heute wohl bekannteste Biografie, "Elisabeth, Kaiserin wider Willen", die weltweit Anklang fand und in viele Sprachen übersetzt wurde. Neben weiteren Werken über die Habsburger, Winifred Wagner und Bertha von Suttner wandte sich Hamann der Zeitgeschichte und heiklen, gemeinsamen deutsch-österreichischen Themen zu. "Hitlers Wien, Lehrjahre eines Diktators" aus dem Jahr 1996 wurde zu einen Standardwerk. Anlässlich des Mozart-Jahres 2006 veröffentlichte Hamann den umfangreichen Band "Mozart – Sein Leben und seine Zeit". Im Jahr 2008 folgte "Hitlers Edeljude, Das Leben des Armenarztes Eduard Bloch", 2009 erschien "Österreich. Ein historisches Porträt".

Die Historikerin, die seit beinahe 50 Jahren die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, nimmt auch immer wieder in der Öffentlichkeit zu historischen, zeitgeschichtlichen oder politischen Themen Stellung. So forderte sie unter anderem eine kommentierte Neuausgabe von "Mein Kampf", "damit die jüngere Generation nicht auf all die Lügengeschichten Hitlers reinfällt". Auch die Jury für den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels würdigte Hamanns "unverzichtbare mahnende Stimme": "In ihren Arbeiten appelliert sie, alles zu tun, um die Entstehung sozialer Gegensätze und wirtschaftlicher Notlagen zu vermeiden, wie sie etwa zum Aufstieg des Nationalsozialismus beigetragen haben."

Auszeichnungen

Neben dem Buchhandels-Ehrenpreises wurde Hamann bisher u. a. mit dem Anton-Wildgans-Preis (1995), dem Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch (1998), dem Ehrenpreis des Presseclubs Concordia (2002), dem Preis der Stadt Wien für Publizistik (2004) sowie mit der Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Silber (2006) ausgezeichnet. (APA, 25. 7. 2015)