Pitcher Christian Tomsich könne das Spiel seines Teams auf ein höheres Level bringen, wie Headcoach Hiroyuki Sakanashi sagt.

Foto: Joe Yun

Wien – Hiroyuki Sakanashi spricht lieber Englisch. Auch mit seinem Team. "Da gibt es keine Missverständnisse." Sein Team ist Österreichs Baseball-Nationalmannschaft. Seit Anfang des Jahres ist er deren Headcoach. Vor zwölf Jahren hat es den Japaner nach Österreich verschlagen. Der 33-Jährige ist Spieler und mittlerweile auch Trainer der Vienna Wanderers.

Nun aber geht's um die Nationalmannschaft. Wien, Spenadlwiese, Europameisterschaft, B-Pool. Österreich will rauf. Es wird schwierig. "Ich bin nicht wirklich optimistisch", sagt Sakanashi. "Aber wir werden es versuchen." Nur der Sieger darf nächstes Jahr bei der A-EM spielen.

Déjà-vu

Das Turnier in Wien ist ein bisschen ein Déjà-vu. 2013: Wien, Spenadlwiese, Europameisterschaft, B-Pool. Österreich wollte rauf. Österreich scheiterte knapp. 2:3 im Endspiel gegen Russland. Der Zweite war der erste Verlierer, kein Aufsteiger.

2015: neuer Versuch. Am Montag geht's los. Jeder gegen Jeden. Schweden, Israelis, Polen, Litauer und Weißrussen sind Gegner der Österreicher. Am 1. August spielen die beiden Besten des Grunddurchgangs im Finale um das Ticket zur A-EM.

Die Chancen stünden eher schlechter als vor zwei Jahren, sagt Sakanashi. Schweden und Israel schätzt er als schwierigste Gegner ein. Aber Sakanashi hat ein Ass im Ärmel: Christian Tomsich, 37, Pitcher. "Er kann das Team auf ein höheres Level bringen."

Das internationale Betreuerteam der Österreicher (von links): Pitching-Coach Dan Hall aus den USA, Headcoach Hiroyuki Sakanashi (Japan), General Manager Robert Buchelt (Österreich) und Arian Quirantes (Kuba).
Foto: C. Piccardi

Faszination und Spektakel

Und warum sollte man diese Woche sonst noch, für 10 Euro Tageseintritt, ins Baseballstadion im Wiener Prater kommen? Sakanashi: "Die Atmosphäre auf dem Feld ist faszinierend. Und die langen Schläge sind spektakulär. Auch für Leute, die sich nicht so gut im Baseball auskennen."

Die Veranstalter hoffen auf 1.000 Zuschauer pro Tag und darauf, wie vor zwei Jahren mit einem finanziellen Plus auszusteigen. Weil dem europäischen Verband die Organisation damals gut gefiel, darf Österreich erneut gastgeben. Freilich, der Nabel der Baseball-Welt ist anderswo. Rund 40 Vereine für Baseball und/oder Softball (Frauen) und 5.000 Spieler und Spielerinnen gibt es landesweit.

Wenig Ligaspiele

Hiroyuki Sakanashi sieht in der geringen Anzahl der Spiele das Hauptproblem der Nicht-wirklich-Baseball-Nation Österreich. Auf 20 Ligapartien kommen die Teams pro Saison im Grunddurchgang. In Japan sind es 140, in den USA 162. Und dann, natürlich, Randsportartenschicksal!, fehlt es am Geld. Sakanashi: "Viele Teams haben keine Sponsoren, sind auf die Mitgliedsbeiträge angewiesen."

Österreichs Team besteht ausschließlich aus Amateuren, daran würde Sakanashi gerne etwas ändern. Immerhin, er selbst ist hauptberuflich Baseball-Coach. Mit dem Einkommen findet er sein Auskommen. "Genug, um in Österreich zu leben." Für Japan wär's enger. Seine Heimat besucht er regelmäßig. Im Baseball-Nabel USA war Sakanashi noch nie. Zum Englischsprechen kommt er auch in Österreich. (Birgit Riezinger, 26.7.2015)