Bild nicht mehr verfügbar.

Microsoft-Chef Satya Nadella bei der Vorstellung von Windows 10 in Kenia.

Foto: Reuters/Mukoya

Für IT-Firmen ist es ein schwieriger Spagat: Einerseits sollen neue Anwendungen möglichst personalisierte Ergebnisse liefern und auf den Nutzer zugeschnitten sein, andererseits sollen gerade in Zeiten von globaler Überwachung durch Geheimdienste möglichst wenige Daten der Nutzer abgesaugt werden. Microsoft hat sich für einen Mittelweg entschieden: In seinen Grundeinstellungen ist das neue Windows 10 wohl das neugierigste Betriebssystem aller Zeiten, die meisten Funktionen lassen sich jedoch deaktivieren. Das Technikmagazin "Chip.de" hat nun zusammengefasst, wo Windows 10 überall spioniert.

Lokales Konto nutzen

So ist schon die Installation durch ein Microsoft-Konto ein erster Versuch, mehr Daten durch den User zu generieren. Wenn möglich, sollte man die Variante eines lokalen Kontos auswählen oder das Konto im Anschluss zumindest umwandeln. Wer bei der Installation aufpasst, kann hier schon einige wichtige Privatsphäre-Einstellungen verändern und so für mehr Datenschutz sorgen. Als wahre Spionage-Expertin gilt Sprachassistentin Cortana. Logischerweise "notiert" sich diese alles, was sie über den Nutzer herausfinden kann, um ihm persönliche Erinnerungen oder Vorschläge zu basteln.

Im Netz verfolgt

Nutzer können den Wissensstand von Cortana – etwa zu Kalendereinträgen, E-Mail-Inhalten oder SMS-Nachrichten – im "Notizbuch" ablesen. Im Menü können die gesammelten Infos regelmäßig entfernt werden. Auch Browser "Edge" will viel über seine Nutzer wissen: So verfolgt Microsoft den Nutzer im Netz; Webadressen werden automatisiert an Microsoft übermittelt. Das dient laut "Chip" dazu, Vorschläge für andere Adressen zu generieren. Ein Phishing-Filter sammelt ebenfalls Daten, nach dem Download werden die Dateien auf Viren gescannt.

Neugieriger App-Store

Dasselbe gilt für den App-Store, der durch die Daten in der Lage ist, andere Anwendungen zu empfehlen. Wer den Cloud-Speicher OneDrive nutzt, sollte sich bewusst machen, dass Microsoft automatisch alle Fotodateien auf illegale Inhalte scannt. Microsoft hat dadurch bereits Pädophile überführt – doch der Datenschutz gewöhnlicher Nutzer leidet.

Von Handschrift und Tippverhalten

Auch der Standort des Geräts sowie "Daten zur Eingabe-Personifizierung" werden von Haus aus an Microsoft übermittelt. Gerade bei Letzterem handelt es sich um durchaus sensible, biometrische Daten: die Aussprache einer Person – bei Nutzung der Spracheingabe –, den Schreibstil der Handschrift und das Tippverhalten.

Werbung

Zudem sollte allen Nutzern klar sein, dass Microsoft für jedes Gerät eine eindeutige Werbe-ID erstellt – wie es auch auf anderen Betriebssystemen wie Android oder iOS der Fall ist. Für einige Aufregung sorgte in den letzten Tagen zudem, dass Microsoft von Haus aus bei Verwendung der Diskverschlüsselung die zugehörigen Keys in der Cloud speichert.

"Opt-in" statt "Opt-out"

Wiederum gilt: All diese Datensammlungen können für den einzelnen Nutzer von Vorteil sein und können bei Bedarf deaktiviert werden. Datenschützer drängen Firmen allerdings dazu, den umgekehrten Weg des "Opt-in" zu gehen: standardmäßig möglichst wenig zu sammeln, Zusatzfunktionen zu bewerben und über die Folgen des Datensammelns klar aufzuklären. (fsc, 30.7.2015)