Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou, der Bezirksvorsteher von Mariahilf, Markus Rumelhart (links), und der Bezirksvorsteher von Neubau, Thomas Blimlinger, fügten den letzten Stein ins Pflaster der Mariahilfer Straße.

Foto: Robert Newald

Wien – Per Vakuumsauger sollte am Freitag symbolträchtig der letzte Stein ins neue Pflaster der verkehrsberuhigten Mariahilfer Straße bugsiert werden. Allerdings fehlte es an Haftung, der Stein fiel und brach. Erst im zweiten Versuch gelang es der versammelten Politikerschar, die "Mahü" endgültig zu beschließen. Dennoch zeigte sich vor allem Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) hörbar erleichtert.

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Der notwendige zweite Anlauf kann durchaus als symptomatisch für die Geschichte der neuen Wiener Mariahilfer Straße gesehen werden: Waren doch nach der ersten Vorstellung des Projekts viele – darunter vor allem Wirtschaft und Opposition – gegen die Umwandlung der Einkaufsmeile in eine Begegnungs- und Fußgängerzone. Auch der Koalitionspartner SPÖ stürzte sich nicht gleich mit vollem Elan in die Mahü-Neugestaltung. Erst das knappe positive Votum der Anrainer in den Bezirken Mariahilf und Neubau besiegelte die neue Mariahilfer Straße.

Graues Haar

Der Gegenwind ist auch an Vassilakou nicht spurlos vorübergegangen. "Das eine oder andere graue Haar, das in den vergangenen zwei Jahren dazugekommen ist, hat sicher mit der Mahü tun", betonte sie heute. Noch könne sie gar nicht wirklich begreifen, dass die Mariahilfer Straße endgültig fertig sei. Und das im Zeitrahmen und billiger als ursprünglich angenommen. Noch ist zwar nicht alles genau abgerechnet, der Projektkoordinator Peter Lux geht von einer voraussichtlichen Budgetunterschreitung von 500.000 Euro aus. Insgesamt waren für den mehr als einjährigen Umbau 25 Millionen Euro veranschlagt worden.

"Es ist ein gelungenes Projekt, das mich sehr glücklich macht", sagte Vassilakou. Die Mahü sei aber auch ein "Lernerfolg" gewesen. Denn jetzt wisse man, wie man zukünftige Projekte dieser Größenordnung angehen werde. Rückblickend wäre es etwa sinnvoll gewesen, einen kleinen Abschnitt der Einkaufsmeile gleich neu zu gestalten, um ein konkretes Anschauungsobjekt als Entscheidungsgrundlage zu haben. Die Mahü soll jedenfalls nicht die letzte Tat sein: "Es gibt viele Wünsche auf Bezirksebene nach Neugestaltungen", meinte Vassilakou.

Ziel sei es, die Lebensqualität in jedem Bezirk durch Verkehrsberuhigung und mehr Grünflächen zu verbessern. Die Mariahilfer Straße sei aufgrund der Dimensionen aber sicherlich das größte Projekt der vergangenen und nächsten Jahre gewesen, meinte die Stadträtin.

Eröffnungsfest am Wochenende

Jetzt wird aber erst einmal die Mariahilfer Straße gefeiert: Nach dem offiziellen Akt heute, bei dem auch die Bezirksvorsteher von Mariahilf, Markus Rumelhart (SPÖ), und Neubau, Thomas Blimlinger (Grüne), anwesend waren, sollen am Samstag alle was davon haben. Beim Eröffnungsfest wird es unter anderem Auftritte der Song-Contest-Starter The Makemakes sowie von Tagtraeumer geben, Passanten können sich mit Kinderunterhaltung, einem Kletter-Wettbewerb, Flying-Fox-Fahrten oder auf der "kollektiven Rüttelplatte" vergnügen.

Dafür wird die komplette Mariahilfer Straße für den Verkehr gesperrt, auch der 13A muss noch einmal ausweichen und wird am Samstag geteilt geführt. Der Bus fährt zwischen Alser Straße/Skodagasse und Neubaugasse/Westbahnstraße sowie zwischen Hauptbahnhof und Neubaugasse (U3), wie die Wiener Linien mitteilten.

Autofahrerclub bleibt skeptisch

Aber nicht alle zeigten sich heute rundum zufrieden: Es sei zu früh für Jubelmeldungen, befand etwa der Autofahrerclub ÖAMTC. "Weder die Abläufe auf der neuen Begegnungsfläche noch die Auswirkungen auf die Umgebung können zu diesem Zeitpunkt seriös bewertet werden", so Bernhard Wiesinger vom ÖAMTC per Aussendung. Eine Übertragung auf andere Bezirke sei zu diesem Zeitpunkt daher nicht sinnvoll. (Video: Sarah Brugner & Michael Luger, Text: APA/red, 31.7.2015)