Bank-Austria-Mutter Unicredit müsse Kosten einsparen, vor allem in Österreich und Deutschland, um die von der Europäischen Zentralbank (EZB) geforderte Kernkapitalquote zu erreichen. Dies schreibt die Londoner Finanzzeitung Financial Times. Bei Unicredit in Mailand wird der FT-Bericht, der keine Quellen nennt nicht kommentiert.

Unicredit-Chef Federico Ghizzoni hat vor einigen Wochen zugegeben, dass der Geschäftsplan 2015 bis 2018 revidiert werden soll. Eine entsprechende Neufassung werde aber erst im Herbst präsentiert. Laut banknahen Kreisen sei bereits ein Abbau der Filialen in Deutschland vorgesehen. Insofern sei es möglich, dass es auch bei der österreichischen Unicredit-Tochter Bank Austria zu einem Sparkurs kommen werde. Das Verhältnis von Aufwand und Ertrag mache bei Bank Austria und Deutschlandtochter HVB im Schnitt rund 80 Prozent aus, schreibt FT. Schließlich belaste der Russland-Ukraine-Konflikt das Bankgeschäft in beiden Ländern, auch wenn Ghizzoni wiederholt betonte, die Auswirkungen seien in Russland keineswegs dramatisch.

Hoher Kostendruck

Bei HVB sei der Kostendruck deutlich größer, hält man in Bank-Austria-Kreisen dagegen. Die Cost-Income-Ratio betrage 54 Prozent, nicht 80.

Dennoch stehe das Thema Kostenabbau in Deutschland und Österreich nicht auf der Tagesordnung des am Mittwoch in Mailand tagenden Verwaltungsrates. Im Fokus stünden die Halbjahresergebnisse. Analysten errechneten für das zweite Quartal einen Nettogewinn von 453 Millionen Euro – 12,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit würde der Gewinn im ersten Halbjahr 965 Millionen Euro ausmachen. Im Gesamtjahr ist ein Nettogewinn von 2,25 Milliarden Euro vorgesehen.

Der Ernst der Lage schlägt sich im Management nieder: Unicredit-Generaldirektor Roberto Nicastro stehe vor dem Rücktritt, heißt es in Kreisen des Bank-Verwaltungsrats. Er war einst Kronprinz des früheren CEO Alessandro Profumo, dem jedoch der damalige Osteuropa-Chef Ghizzoni vorgezogen wurde. Gerüchte, wonach Unicredit eine italienische Bank akquirieren wolle, um eine Kapitalerhöhung zu rechtfertigen, werden in Mailand als äußerst spekulativ bezeichnet. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, 3.8.2015)