Reden über sexuelle Übergriffe, um Bewusstsein zu schaffen!

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"Ich fange einfach an, sie zu küssen. Ich warte nicht einmal. Wenn Du ein Star bist, dann lassen sie es zu. Du kannst alles machen. Ihnen an die Muschi fassen. Alles." Diese Aussage stammt vom US-amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, und sie zeigt, für wie selbstverständlich er es ansieht, über eine Frau zu verfügen.

Sexuelle Übergriffe, seien sie physisch oder verbal, sind für viele Frauen Alltag. Unter #YesAllWomen ist das eindrucksvoll zu lesen:

Vor einigen Jahren hat auch die Autorin Anne Wizorek mit dem Hashtag #Aufschrei gezeigt, dass "dumme Sprüche, Grapschereien, Nötigungen und Vergewaltigungen" vielen Frauen widerfahren sind. Mit #imZugpassiert, initiiert von der Studentin Anna Lena Bankel, kam die Debatte über Sexismus und sexuelle Übergriffe heuer erneut ans Tageslicht. In der Schweiz wird gerade über die Aussage der Politikerin Andrea Geissbühler debattiert. Sie sagte in einem Interview, dass "naive Frauen Mitschuld an einer Vergewaltigung haben". Unter #SchweizerAufschrei reagiert die Twittercommunity darauf und berichtet über persönliche Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen.

Mit #notokay wird auf Trumps Äußerungen reagiert. Kelly Oxford, Bloggerin und Autorin, hat den Hashtag ins Leben gerufen und war schockiert über die Anzahl der Berichte:

Die unzähligen Tweets unter den unterschiedlichsten Hashtags zeigen, dass Sexismus, sexuelle Übergriffe, verbal oder physisch, und Victim Blaming keine Phänomene sind, die der Vergangenheit angehören. Sei es ein scheinbar harmloser Altherrenwitz, übergriffige Bemerkungen, Grapschen bis hin zur Vergewaltigung – die Herabwürdigung von Frauen und das Nichtbeachten der Selbstbestimmung des weiblichen Körpers stellen auch im 21. Jahrhundert noch immer ein gesellschaftliches Problem dar, das die angestrebte Egalität von Mann und Frau ins Wanken bringt und infrage stellt.

Bewusstsein schaffen

Was die Debatte auch aufzeigt: Wenn Frauen ihre persönlichen Erfahrungen mit übergriffigem Verhalten erzählen, sexuelle Gewalt aufzeigen und zum Thema machen, stehen sie oft in der Rechtfertigungsposition. Plötzlich müssen sie erklären, wie das passieren konnte. Noch schlimmer: Es wird ihnen erst gar nicht geglaubt. Oft genug bekommen sie zu hören, sie seien selbst schuld, ihre Kleidung wäre nicht angemessen gewesen, sie sollen sich nicht so anstellen, das müssten sie schon aushalten.

Das zeigt, dass die Sensibilität bei diesem Thema in der Gesellschaft oft fehlt, und das Bewusstsein geschaffen werden muss, dass es kein Kavaliersdelikt ist, über Frauen und ihren Körper zu verfügen. Michelle Obama hat in ihrer Rede in New Hampshire das Verhalten und die Aussagen von Donald Trump scharf kritisiert: "Das ist keine Art, wie sich anständige Menschen benehmen, und das ist bestimmt nicht die Art, wie sich jemand benimmt, der Präsident der Vereinigten Staaten werden will", sagte die First Lady. Sie sei "bis ins Innerste erschüttert", und "es reicht".

Haben Sie persönliche Erfahrung mit sexueller Belästigung?

Waren Sie schon einmal in so einer Situation? Wie war Ihre Reaktion darauf? Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass Frauen anzügliche Bemerkungen noch immer hören und dass sexuelle Belästigungen oft als Kavaliersdelikt angesehen werden? Wie wichtig ist es, eine offene Debatte darüber zu führen und aufzuzeigen, was Frauen schon passiert ist? Wie kann ein Gesetz – wie zum Beispiel der Po-Grapsch-Paragraph – hier helfen, auf ein gesellschaftliches Problem adäquat zu reagieren? (haju, 20.10.2016)