Wien/Moskau – Der bevorstehende Verkauf der defizitären ukrainischen Tochter Ukrsotsbank wurde für die Bank Austria in den letzten Monaten noch einmal so richtig teuer. Die österreichische UniCredit-Tochter und Osteuropa-Subholding hat bei der Ukraine-Bank Löcher in der Bilanz stopfen müssen. Und sie steht bis zum Verkauf für allfällige weitere Ausfälle gerade.

Eine im April von der UniCredit-Zentrale Mailand für Juni angekündigte Kapitalerhöhung bei der Ukrsotsbank liest sich im Halbjahresbericht der Bank Austria so:

Zur Kapitalstärkung der ukrainischen Tochterbank Public Joint Stock Company Ukrsotsbank, Kiew, erfolgte zusätzlich zu einem bereits im ersten Quartal 2015 durchgeführten Forderungsverzicht in Höhe von cirka 250 Mio. Dollar eine Kapitalerhöhung; Ende Juni 2015 wurden bestehende Kredite der Bank Austria in Höhe von 250 Mio. US-Dollar in Eigenkapital der Ukrsotsbank umgewandelt.

"Die UniCredit SpA hat als größter Minderheitsaktionär an dieser Kapitalerhöhung nicht teilgenommen, so dass sich der Anteil der Bank Austria Gruppe an der Ukrsotsbank von 72,91 Prozent auf 91,36 Prozent erhöht hat", heißt es im Zwischenbericht weiter.

Mit dem Forderungsverzicht vom März sei die Dollar-Position de facto geschlossen worden, womit das Währungsrisiko in der Ukrsotsbank deutlich reduziert worden sei. Im ersten Quartal hatte die Bank vorübergehend die Mindestkapitalvorgaben der ukrainischen Notenbank unterschritten. Die Kapitalerhöhung sollte die Bank gegen mögliche künftige Abwertungen der ukrainischen Währung widerstandsfähiger machen. Mit der Aufstockung werden die Kapitalquoten übererfüllt, heißt es.

Patronatserklärung aus Wien

Um die Ukraine-Bank gegen weitere negative Wirtschaftsentwicklungen, weitere Währungsverluste bzw. Folgen einer Verschärfung des bewaffneten Konflikts in dieser Region zu wappnen, hat die Bank Austria zusätzlich zu den Kapitalmaßnahmen "gegenüber der ukrainischen Tochtergesellschaft eine Patronatserklärung abgegeben, um den Fortbetrieb auch in der Periode bis zum Verkauf der Ukrsotsbank sowie die Planungen des Managements der Ukrsotsbank zu unterstützen", steht im Halbjahresbericht.

In der Halbjahrespressekonferenz der Bank Austria wurde die Belastung der Konzernbilanz der ersten sechs Monate durch die Ukrsotsbank mit 203 Mio. Euro beziffert. Etwa die Hälfte davon betraf eine weitere bilanzielle Vorsorge für die ukrainische Bank.

Konkret musste aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung in der Ukraine im ersten Halbjahr 2015 die bestehende bilanzielle Vorsorge von 200 Mio. Euro um weitere 100 Mio. Euro erhöht werden, "um dem gesunkenen erwartbaren Verkaufspreis nach Abzug von Veräußerungskosten Rechnung zu tragen", schreibt die Bank Austria in ihrem Bericht zum 30. Juni.

Das Netto-Kreditvolumen der Ukraine-Tochter wird zur Jahresmitte mit 1,5 Mrd. Euro angegeben, die direkt in der Bank Austria (im Profit Center Wien) gebuchten Nettoforderungen mit 0,4 Mrd. Euro. Innerhalb der Ukraine waren zum Halbjahresstichtag nur Kredite mit einem Nettovolumen in Höhe von 0,3 Mrd. Euro der Krisenregion im Osten des Landes zuzurechnen.

Die Quote der ausgefallenen Kredite stieg in der ukrainischen Tochterbank auf 74 Prozent (Ende 2014: 67 Prozent) bzw. auf 75 Prozent im Profit Center Vienna.

Seit Freitagabend steht der potenzielle Käufer der Ukrsotsbank fest: Da hatte die Bank Austria bekannt gegeben, mit der russischen Alfa Bank exklusiv zu verhandeln. Teil des Deals ist, dass die UniCredit-Gruppe im Gegenzug minderheitlich an der Alfa-Mutter ABH beteiligt werden soll. (APA, 10.8.2015)