Álvaro Albacete muss beweisen, dass er mehr ist als ein Feigenblatt.

Foto: KAICIID, Daniel Shaked

Der spanische Diplomat Álvaro Albacete (48) tritt als Nachfolger von Claudia Bandion-Ortner im König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen Dialog (KAICIID) ein schweres Erbe an. Mit ihren Anmerkungen zur Hinrichtungspraxis von Hauptsponsor Saudi-Arabien – "nicht jeden Freitag wird geköpft" – hatte seine Vorgängerin der umstrittenen Organisation am Wiener Schottenring einen Bärendienst erwiesen. Dass sich ihr Nachfolger als Vize-Generalsekretär diplomatischer auszudrücken weiß, darf angenommen werden.

Albacete studierte Rechtswissenschaft und internationale Beziehungen in Murcia und Madrid und machte rasch Karriere im auswärtigen Dienst. In Sarajevo etwa beriet er im Auftrag der Europäischen Kommission die bosnische Regierung. In Lateinamerika arbeitete der verheiratete Vater einer Tochter für die Inter-American Development Bank in Argentinien, Paraguay, Bolivien und Panama. Zurück in Madrid, diente Albacete dem spanischen Außenministerium als Sonderbotschafter für interreligiösen und interkulturellen Dialog und fungierte von 2011 bis 2014 als Botschafter für die Beziehungen Spaniens zu den jüdischen Gemeinden weltweit.

"Beweis für die Neutralität"

Dass das KAICIID schließlich ausgerechnet ihn nach Wien rief, dient seinen Worten zufolge als Beweis für die Neutralität der nach Saudi-Arabiens verstorbenem König benannten Organisation. Reisen in afrikanische Krisenregionen sollen den Anspruch des KAICIID untermauern, durch Dialog zwischen den Religionen Frieden zu schaffen. Schlagzeilen machte das Zentrum bisher freilich mehr durch Bandion-Ortners ungeschickte Kommentare denn durch Albacetes Reisediplomatie.

Glaubt man Wiener Diplomaten, verdankt der Spanier mit dem grauen Dreitagebart seinen jüngsten Karriereschritt der kritischen Haltung Österreichs gegenüber der Auspeitschung des saudischen Regimekritikers Raif Badawi. Während wild über mögliche österreichische Kandidaten spekuliert wurde, stimmte die Bundesregierung schließlich der Berufung Albacetes zu. Eine österreichische Lösung sei ohnedies unwahrscheinlich gewesen, sagt ein Diplomat. "Dafür hätten wir mit dem KAICIID anders umgehen müssen." Albacete, bisher als Sonderberater von Generalsekretär Faisal Bin Muaammar für die öffentliche Diplomatie des Zentrums zuständig, wird beweisen müssen, dass er mehr ist als ein Feigenblatt des repressiven saudischen Regimes. (Florian Niederndorfer, 11.8.2015)