Moskau – Ein Gericht im nordwestrussischen Pskow hat den Esten Eston Kohver wegen Spionage, Waffenschmuggels und illegalen Grenzübertritts zu 15 Jahren Haft verurteilt. Kohver gehört dem estnischen Verfassungsschutz an und ermittelte nach Angaben Tallinns gegen einen Schmugglerring, als er im September 2014 bei einem fingierten Treffen mit einem Informanten vom russischen Geheimdienst FSB in Grenznähe festgesetzt wurde.

Umstritten ist dabei zwischen beiden Ländern, auf welcher Seite der Grenze er festgenommen wurde: Laut estnischer Darstellung wurde Kohver von einem Sonderkommando gekidnappt und über die Grenze geschleppt. Moskau besteht darauf, dass der mit Pistole, 5000 Euro und einem Abhörgerät ausgestattete Beamte auf russischem Gebiet geschnappt wurde. Eine zunächst vereinbarte Zusammenarbeit zur Aufklärung des Vorfalls wurde später von russischer Seite annulliert.

Die Verhandlung wurde unter höchster Geheimhaltung durchgeführt. Journalisten bekamen Kohver, der seine Schuld bestreitet, nur bei der Urteilsverkündung zu Gesicht. Das harte Urteil belastet das ohnehin gespannte bilaterale Verhältnis weiter: Estlands Premier Taavi Roivas nannte den Prozess eine "Farce", das estnische Außenministerium kritisierte das Urteil scharf. "Wir planen, zusammen mit unseren Bündnispartnern internationalen Druck auszuüben, um die Freilassung Eston Kohvers und seine Heimkehr zur Familie zu erzwingen", kündigte Außenministerin Marina Kaljurand an. Kohver hat laut seinem Anwalt vier kleine Kinder zu versorgen. (André Ballin, 19.8.2015)