Kalnein & Abene: "Dreamliner" (Natango)

Cover: Natango Music

Die "winzige" Form, das Duo oder Trio, bietet die Möglichkeit zur Vertiefung, zur Ausfeilung von Details und zur wendigen, spontanen Kommunikation. Andererseits steht der Musikus ein bisschen nackt da. Zwar kann er auf die inspirierende Kollegenhilfe hoffen; andererseits muss er Farbe bekennen, also zeigen, dass in ihm ausreichend Ideensubstanz brodelt, um die Musik dicht und die Improvisation packend zu halten. Saxofonist und Flötist Heinrich von Kalnein und Pianist Michael Abene ließen sich auf Dreamliner zu diesem Zwiegesprächabenteuer hinreißen, und es war eine gute Entscheidung. Da sind vor allem Eigenkompositionen aufgeboten worden, um einen obligaten Songrahmen zu schaffen, in dem sich Individualität vortrefflich entfalten kann. That’s Simple etwa zeigt abermals, wie markant und klangvoll Kalneins Tenorsaxofonklang wirkt. Mitsamt den prägnanten Linien, die er einbringt, ergibt das substanzvolle Momente, die Abene weiträumig harmonisch extrapoliert. Da geht es weit weg vom Grundmaterial – in Regionen der fantasievollen Exaltation.

Auch Hendrix

Natürlich ist bei dieser Besetzung immer Intimität zugegen, eine distinguierte Art der instrumentalen Kommunikation, die abseits von Virtuosität auf die Bedeutung der Einzelnote, deren Klang und Charakter, Wert legt. Da wird nicht losgedonnert, sondern behutsam agiert; besonders bei Balladen erweist sich dies als lukrativ. Kalneins Sippin’ At Duke’s ist – auch eine Hommage an Ellington – mit seiner Reminiszenz an alte Zeiten von hoher Eleganz. Entspannt entfaltet sich das Thema, geht über in atmosphärisch delikate Variationen, und abermals ist Kalneins sonorer Ton Träger der Innenspannung des Songs. Mit sanften Tönen begleitet er dann den Kollegen quasi kontrapunktisch, der schließlich etwas ruhigere Atmosphären einbringt. Eine Ausnahme gibt es beim Trend zur Eigenkomposition: The Wind Cries Mary ist eine Coverversion. Jimi Hendrix’ Hit passt da ganz gut in die gelassene, präzise Arbeit der beiden, die hier auch das Bluesige nicht ausklammern. Das Ganze ist unprätentiös, zeitlos und konzen triert wie in sich überzeugend. Einfach stimmig also. (toš, Rondo, 28.8.2015)