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Neben dem Pannenplatz der A4, auf dem der Kühllaster abgestellt war, wurden Blumen und Kerzen hinterlegt.

Foto: APA/HERBERT P. OCZERET

Die deutsche "Bild" tat es der "Kronen Zeitung" in ihrer Samstagsausgabe gleich und zeigte ein umstrittenes Foto der Leichen aus dem Laderaum des am Donnerstag auf der A4 aufgefundenen Kühllasters. Die Rechtfertigung für die Verwendung des Bildes, das unter dem Titel "Das Foto der Schande" auch online erschien: Das Bild dokumentiere "alles, was die Flüchtlingskatastrophe 2015 so unerträglich macht". Es seien "eben nur solche erschütternden, zeitgeschichtlichen Fotos, die Politik und Öffentlichkeit endlich aufzurütteln vermögen." In ihrer Berichterstattung ruft die Zeitung auch zur Hilfe für Flüchtlinge auf.

Die "Bild" hat der "Krone" das massiv kritisierte Foto abgekauft. Laut Richard Schmitt, redaktioneller Berater des "Krone"-Herausgebers Christoph Dichand und Chefredakteur der Krone Multimedia, wird die "Krone" den Verkaufserlös an die "Bild" verdoppeln und als Spende für die Flüchtlingsbetreuung an NGOs weitergeben. "Niemand verdient an diesem Foto aus dem Burgenland – es ist ein erschütterndes Zeitdokument. Wie auch die Fotos von den Stränden im Mittelmeer."

Auch die "Kronen Zeitung" druckte am Samstag erneut das Foto, diesmal allerdings leicht unkenntlich gemacht. Sie hatte das Bild bereits am Freitag abgedruckt, was nun auch zu einem Fall für den Presserat wird. Dort sind unmittelbar nach Erscheinen des Bildes dutzende Beschwerden eingegangen. Der Senat 3 des Presserats wird sich am Dienstag mit der Causa beschäftigen. Andreas Koller, Sprecher eines der Senate im Presserat sowie Vertreter der Initiative Qualität im Journalismus, verurteilte das Vorgehen der "Krone" in einer Stellungnahme scharf.

Frage der Ethik

Schmitt hingegen verteidigte die Veröffentlichung: "Die Gesichter der Todesopfer sind nicht zu sehen, die Identität somit geschützt. Bei einer Tragödie dieses Ausmaßes muss eine entsprechende Bebilderung möglich sein."

Nicht nur in den sozialen Netzwerken entbrannte nach der Veröffentlichung eine Diskussion darüber, ob Medien solche Fotos zeigen dürfen. Auch bei den Behörden ist das Bild Thema. Es dürfte entstanden sein, als Polizisten den Laderaum des Transporters öffneten. Der burgenländische Polizeidirektor Hans Peter Doskozil sagte am Freitagabend in der ZiB2, man werde wegen der Veröffentlichung des Bildes "rigoros vorgehen". Er geht davon aus, dass es von Polizisten weitergegeben wurde.

"Aus Polizeikreisen angefertigt"

"Ersten Erkenntnissen zufolge zeigt sich, dass das Foto aus Polizeikreisen angefertigt worden ist. Das dürfte klar sein. Wie es in weiterer Folge und auf welche Art und Weise hier weitergegeben wurde, das werden wir versuchen zu erheben. Weil das glaube ich eine Art und Weise ist, dass man auch von Polizeiseite hier mit solchen Dingen kein Kapital schlagen darf", meinte der Polizeichef.

Die Exekutive will Konsequenzen ziehen und hat deshalb bereits Kontakt mit der Staatsanwaltschaft aufgenommen. Laut StA-Sprecherin Verena Strnad stehe allerdings eine Berichterstattung dazu noch aus, sagte sie der APA am Samstag. Laut Strnad wäre hier ein "erster denkbarer" Tatbestand die Verletzung des Amtsgeheimnisses. Ob und welche Konsequenzen dies im Hinblick auf den Polizeidienst des Beamten oder der Beamtin haben könne, sei dann allerdings Sache der Polizei. (APA/red, 29.8.2015)