Bild nicht mehr verfügbar.

Reuters

Bild nicht mehr verfügbar.

Hafen von der färöischen Hauptstadt Tórshavn.

Reuters/Tony Gentile

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Hauptstadt Tórshavn.

Reuters/Tony Gentile

Bild nicht mehr verfügbar.

Traditionelles färöisches Haus.

Reuters/Tony Gentile

Tórshavn – Spätestens seit der legendären 0:1-Niederlage Österreichs im Fußball-EM-Qualifikationsspiel vor 25 Jahren sind die Färöer-Inseln in Österreich ein Begriff. Für die Färöer-Inseln ist dieser Sieg vergleichbar dem österreichischen 3:2 gegen Deutschland in Córdoba 1978: Er prägte sich in das kollektive Gedächtnis ein.

Kaj Leo Johannesen, der damalige färöische Ersatztorwart, ist heute amtierender Premierminister der Mitte-rechts-Regierung des autonomen, jedoch zur dänischen Krone gehörenden Inselstaats im Nordatlantik.

Am Ólavsøka, dem färöischen Nationalfeiertag Ende Juli, rief Johannesen in seiner Eröffnungsrede nach der Sommerpause für den 1. September Neuwahlen aus. Diese finden damit drei Monate früher statt als geplant, nachdem Johannesen und seine Partei der Unionisten seit längerem wegen der Affäre um den Bau des Østerøtunnels unter heftiger Kritik gestanden hatten, berichtet die österreichische Botschaft in Kopenhagen. Der Tunnel sollte die beiden Inseln Eysturoy und Streymoy unterseeisch verbinden.

Wahl eines der ältesten Parlamente der Welt

Die knapp 50.000 Färinger – die Einwohnerzahl entspricht in etwa der St. Pöltens – sprechen eine eigene Sprache (Färöisch) und betrachten sich selbst nicht als Dänen, sondern als Nachfahren der Wikinger.

Am ersten September stehen ihnen sieben Parteien zur Wahl, um die 33 Abgeordneten des Løgting – des Parlaments der Färöer-Inseln – und damit auch den Premierminister zu wählen. Das Løgting wird normalerweise alle vier Jahre gewählt. Seine Wurzeln können mehr als tausend Jahre zurückverfolgt werden. Damit zählt es zu den ältesten Parlamenten der Welt.

Die vier größten Parteien sind die prodänischen Sozialdemokraten und die sezessionistischen Republikaner auf der linken Seite und die prodänischen Unionisten und die sezessionistische Volkspartei auf der rechten Seite des Parteienspektrums. Sie werden von drei weiteren kleineren Parteien ergänzt. Seit Jahrzehnten schwanken die Wahlergebnisse der vier größten Parteien um jeweils 20 Prozent. Aktuelle Meinungsumfragen legen einen knappen Sieg der Sozialdemokraten am 1. September nahe, die dann Koalitionspartner suchen müssten.

Wahlkampf bezüglich innenpolitischer Fragen

Der Wahlkampf verläuft nicht besonders kontroversiell: "Ein Wahlkampfmanager der Färöer-Inseln hat fast das Problem, dass er kein Wahlkampfthema findet", sagte der österreichische Botschafter in Kopenhagen, Ernst-Peter Brezovszky, im Gespräch mit dem STANDARD.

So würden diesmal alle Parteien von Steuererleichterungen für niedrigere Einkommen sprechen, nachdem nach der Wahl 2011 nur höhere Einkommen entlastet worden seien. Neben der Tunnelbauaffäre drehe sich der Wahlkampf um innenpolitische Debatten bezüglich der Rechte gleichgeschlechtlicher Paare sowie Regelungen rund um die Fischereiindustrie, insbesondere zur Verteilung der Fischfangquoten. Fischprodukte machen fast den gesamten färöischen Export aus.

Die innen- und außenpolitischen Zuständigkeiten in der Beziehung zum Mutterland Dänemark sind seit 1948 im bestehenden Autonomiegesetz geregelt. Bei innenpolitischen Fragen oder bei der Wirtschaftspolitik haben die Färinger weitgehende Selbstbestimmung. Justiz, Landesverteidigung sowie Außenpolitik liegen hingegen im Kompetenzbereich der dänischen Regierung. Mit dem Vertrag von Fámjin bekamen die Färinger 2005 jedoch mehr Kompetenzen in Fragen der Außen- und Verteidigungspolitik. Wie Grönland sind die Färöer-Inseln durch zwei Abgeordnete im dänischen Folketing vertreten.

Zweitgrößter Fischlieferant Russlands

Diese spezielle Situation der Kompetenzverteilung führte bereits öfter zu Spannungen zwischen der EU, den Färöer-Inseln und deren Mutterland Dänemark, das im Gegensatz zu den Färöer-Inseln EU-Mitglied ist. So beispielsweise in den vergangenen Jahren beim oft als "Herings- und Makrelenkrieg" bezeichneten Streit um Fischfangquoten im Nordatlantik. Die Färöer-Inseln erhöhten damals eigenständig die Quoten.

Ein aktuelles Beispiel wären die Handelsbeziehungen mit Russland. Aufgrund der wechselseitigen Sanktionen zwischen Europäischer Union, Norwegen und Russland, an denen sich die Färöer-Inseln nicht beteiligen, seien diese zum zweitgrößten Fischlieferanten Russlands aufgestiegen, was zu Spannungen mit der dänischen Regierung führte, berichtete die dänische Zeitung "Berlingske". Der dänische Außenminister Kristian Jensen habe daraufhin von den Färingern mehr Balance zwischen der ökonomischen Bedeutung der Fischerei und ihrem politischen Aspekt gefordert.

Mittelalterlicher Stadtstaat

Derartige eigene Wege würden auch zeigen, dass sich die Färinger weniger als Dänen und mehr als eine Art mittelalterlicher Stadtstaat sehen, sagte der österreichische Botschafter Brezovszky in Kopenhagen. Trotz seiner Kleinheit spiele jener dort eine große Rolle, wo er glaubt, dass der Fokus passe. Das sei nicht immer zur Freude der dänischen Krone. In Anbetracht der aktuellen Debatte zwischen Anhängern und Gegner einer Renationalisierung innerhalb der Europäischen Union sei es daher sehr interessant, wie Dänemark mit dieser nicht immer einfachen Konstellation umgehe – und immer wieder Konsens finde, so Brezovszky. (sal, 31.8.2015)

Links:

http://www.government.fo/home/

http://www.faroeislands.fo