Eigenbauspieler Yannick Soura mit der Botschaft auf der Brust.

Foto: Wiener Sportklub

Wien – Um dem Elend der Flüchtlinge entgegenzuwirken, soll eine Weltsprache helfen: Der Fußball. Er mobilisiert mehr denn je gegen Fremdenhass, Vereine in Deutschland und Österreich veranstalten Benefizspiele, laden Flüchtlinge zu Matches und Trainings ein. Spitze, trotz letztem Tabellenplatz in der Regionalliga Ost, ist der Wiener Sportklub. Der Verein engagiert sich in der laufenden Saison unter dem Motto "Weniger Worte, mehr Taten – Refugees Welcome", sammelt Spenden für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, organisiert Mixed-Spiele für Asylsuchende gemeinsam mit Nachwuchs-Kickern. Auf der Friedhofstribüne werden Transparente aufgehängt: "Festung Europa. Abwehrriegel knacken."

"Wir müssen helfen, es ist alternativlos"

"Der Flüchtlingsansturm ist eine Katastrophe. Wir müssen den Menschen helfen, es ist alternativlos", sagt Manfred Tromayer, seit zwei Jahren Präsident des Sportklubs. Seine Vision: Ein kultureller Treffpunkt auf dem Sportklub-Platz in Dornbach. "Mit Konzerten, Lesungen, Theaterabenden, weiß der Teufel was noch". Karitative Aktionen sollen sich wie ein roter Faden durch die Saison ziehen, für Vereine, Obdachlose, Flüchtlinge.

Tradition und Toleranz schießen aber leider keine Tore. "Wir wissen das." Seit über zehn Jahren grundelt der Sportklub in der Regionalliga herum, zweimal ging er in Konkurs. Am Freitag steigt das "Derby of Love", das Duell mit der Vienna. Der Sportklub ist nach fünf Spieltagen Tabellenletzter mit zwei Punkten, der totale Absturz droht. Tromayer hofft mit einer gesunden Portion Aggressivität auf dem Rasen auf einen Umschwung. "Anders als bei den Fans, die sind ja niedlich zueinander." Zum letzten Derby kamen 7.000 Zuschauer nach Dornbach.

Die unendliche Stadion-Geschichte

Ein Streitthema, das kein Ende findet, betrifft das schwer baufällige Stadion. SPÖ und Grüne sprachen sich im Gemeinderat bereits 2013 für eine Sanierung aus, es gibt ein Bekenntnis vom Sportamt MA 51 und der Bundesliga. Von Plänen für eine Kapazität von 6.000 Zuschauern ist man wieder abgerückt. Gefragt ist politischer Wille. Tromayer sehnt sich nach grünem Licht, ein neues Stadion würde den Spielern neue Impulse geben. "Rapid ist sportlich im Hoch, das hat auch mit dem Stadionneubau zu tun."

Gegen den Einkauf von 700 Containern durch das Innenministerium zur Unterbringung von Flüchtlingen hat Tromayer freilich nichts einzuwenden. Gegen den Kaufpreis von sieben Millionen Euro aber sehr wohl. "Zu überhöhten Preisen wird Geld in den Wind geschossen. Aber eine vergleichbare Summe für unser Zukunftsprojekt gibt es nicht", sagt der 53-Jährige.

Gegen Vereinnahmung

Ohne sportlichen Erfolg gibt es keine gesellschaftliche Vision. Das Logo "Refugees Welcome" prangt auch auf den Trikots, in Ermangelung eines Sponsors. Der Klub arbeitet unentwegt an einem Käufer für die Brust der Spieler. "Wir kämpfen wie ein Tausendfüßler, wollen uns nicht umwerfen lassen." Letzte Saison hatte der Sportklub noch 150.000 Euro Schulden. Tromayer ist derzeit aber in einer "hoffnungslosen Schiene" unterwegs, fürchtet wegen Sicherheitsmängeln gar eine Sperre des Stadions. "Daran könnte der Verein zerbrechen."

Ob er sich über die Werbung für seinen Verein im ORF gefreut hat, als FPÖ-Parteichef Strache kürzlich im Sommergespräch darauf hinwies, in seiner Jugend beim Sportklub gekickt zu haben? "Natürlich nicht. Politik darf uns nicht vereinnahmen, wir sind für alle Menschen offen." (Florian Vetter, 3.9.2015)