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Polit-Newcomer Jimmy Morales profitierte von den Korruptionsskandalen in Guatemala.

Foto: EPA/Biba

Er galt als Überraschungskandidat mit Potenzial, jetzt geht er als Führender in die Stichwahl um das Amt des Staatspräsidenten Guatemalas. Jimmy Morales, Schauspieler, Regisseur und Produzent, ist politisch ein nahezu unbeschriebenes Blatt. Und gerade das ist das Geheimnis seines Erfolgs. Er sei "weder korrupt noch ein Dieb", ließ er als Slogan affichieren und trifft damit den Punkt.

Kaum ein Politiker in Guatemala kann überzeugend von sich behaupten, eine weiße Weste zu haben, der Großteil der Mittel der Parteien kommt laut der UN-Kommission gegen Straffreiheit in Guatemala (CICIG) aus der Korruption. Gegen Manuel Baldizón, der lange Zeit die Umfragen im Präsidentschaftswahlkampf anführte und der nun als Herausforderer gegen Morales in die Stichwahl geht, laufen Korruptionsermittlungen. Guatemalas Ex-Präsident Otto Pérez Molina sitzt wegen einer Korruptionsaffäre seit wenigen Tagen in Untersuchungshaft.

Morales, der für die kleine, nationalistische Partei FCN-Nación antritt und als studierter Betriebswirt mehrere Unternehmen gegründet hat, verspricht keine Wunder: "Ich kann das Leben von Guatemala nicht ändern, aber ich kann versuchen, die Guatemalteken davon zu überzeugen, dass jede Person ihren Teil zur Verbesserung der Situation beitragen muss", betonte er im Wahlkampf.

Dabei inszenierte er sich als Mann einfacher Herkunft, der sich hochgearbeitet hat. Als Spross einer Arbeiterfamilie aus Guatemala-Stadt habe er bereits als Bub Bananen und Secondhand-Kleidung auf lokalen Märkten verkauft, um seine Familie zu unterstützen. Mit seinem Bruder Sammy machte er später auch TV-Karriere. Seit 15 Jahren blödeln sich die beiden durch die erfolgreiche Comedy-Serie "Moralejas".

Nationalistische Politik

Sein komödiantisches Talent nützte Morales auch in Wahlkampfreden, seine TV-Erfahrung war ihm vor allem in Interviewsituationen von Vorteil. Als er in einem Interview des TV-Senders Canal Antigua von gleich sechs Interviewern befragt wurde, bewies er Eloquenz und Medienkompetenz, auch wenn seine politisches Programm abseits des Anti-Korruptions-Aspekts kaum Konturen aufwies.

Politisch steht Morales rechts, er unterstützt die Todesstrafe und ist gegen die Legalisierung von Abtreibung. Den Völkermord an der indigenen Bevölkerungsgruppe der Ixi während des guatemaltekischen Bürgerkriegs leugnet Morales. Den militärischen Hintergrund der Gründungsmitglieder seiner Partei spielt er herunter.

Alles dies sind Themen, über die Morales, der 2011 als Politiker debütierte, als er sich erfolglos um das Amt des Bürgermeisters von Mixco bewarb, nicht gerne spricht. Lieber kehrt Morales den Anti-Establishment-Mann mit Saubermann-Image hervor. Das ist es auch, was seine meist urbane und gebildete Wählerschaft von ihm hören will. Am Wahlabend versprach Morales erneut, für mehr Transparenz in der öffentlichen Verwaltung sorgen zu wollen. Sollte er am 25. Oktober tatsächlich als Sieger aus der Stichwahl gegen Oppositionskandidat Manuel Baldizón hervorgehen, kann er endlich erstmals politische Erfahrung sammeln – als Staatsoberhaupt von Guatemala. (7.9.2015)

Wahlkampfvideo von Jimmy Morales.
Jimmy Morales