William McIlvanney, "Fremde Treue". Deutsch: Conny Lösch. € 20,60 / 349 Seiten. Kunstmann, München 2015

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Detective Jack Laidlaw ist in eigener Sache unterwegs. Vor einem Monat starb sein Bruder Scott bei einem Verkehrsunfall. Gut, der Mann war betrunken, aber Jack glaubt nicht an einen Unfall und beginnt die Freunde Scotts zu befragen. Sie erweisen sich als wenig hilfreich. Einen kleinen Gauner kann Jack unter Druck setzen, das führt ihn auf eine Spur.

Der Schotte William McIlvanney schildert Glasgow mit einer herzhaften Tristesse. Es wird viel gesoffen und philosophiert, nicht immer logisch, aber dafür mit eindringlichen Bildern. Treue ist eine ambivalente Angelegenheit. Jack ist Scott treu, indem er dessen trivialen Tod nicht akzeptiert. Andere sind der Ganovenehre treu, stehen zum Schweigegebot, zum neuen Geliebten.

McIlvanneys Beobachtungen sind sowohl sarkastisch als auch mitfühlend. Etwa wenn Jack bei der Aufnahme einer Live-Reportage die Befragten beschreibt und Reflexionen über Authentizität und deren Zerstörung anstellt. Man folgt diesen kleinen, aber feinen Abschweifungen gern. (Ingeborg Sperl, Album, 23.9.2015)