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"Eine kleine Gruppe von Medikamenten verursacht ein Viertel aller Medikamentenpreise", so der Chef des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger Peter McDonald.

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In ein paar Jahren werden die heute teuren Krebsmedikamente ihren Preis verloren haben. Spätestens dann, wenn die Patente abgelaufen sind.

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Wien – Es ist keine schwierige Rechnung, den Anstieg von Kosten zu verstehen. Zum einen werden die Menschen immer älter und damit anfälliger für Krebs, zum anderen stellt sich 15 Jahre nach der Entschlüsselung des menschlichen Genoms heraus, dass es sicher keine einfache Lösung für das Problem Krebs geben wird. Experten prognostizieren, dass Tumorzellen mit unterschiedlichen Medikamenten mehr oder weniger lange in Schach gehalten werden können.

Die Gesundheitsbehörden sind deshalb mit einer Kostensteigerung konfrontiert. "Eine kleine Gruppe von Medikamenten verursacht ein Viertel aller Medikamentenpreise", warnte der Chef des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger Peter McDonald. In vielen europäischen Ländern ist die Lage ähnlich.

"Der Druck nimmt zu, nur müssen wir die Dinge in eine richtige Perspektive setzen", sagt Severin Schwan, Geschäftsführer des Roche-Konzerns. In den Industrieländern geben die Länder rund zehn Prozent ihrer Wertschöpfung fürs Gesundheitswesen aus. Der Löwenanteil davon fließt in Spitäler, Medikamente machen ein Prozent dieser Kosten aus. Teuer sind Medikamente zudem nur, solange sie durch Patente geschützt sind, nach zehn Jahren werden sie von Generikaherstellern kopiert, die Preise sinken. Im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen sei das in den letzten Jahren geschehen. "Das hat ja auch Kapazitäten freigemacht", so Schwan.

Neue Abrechnungswege finden

Doch Roche arbeitet an innovativen Preismodellen, konkret Jens Grueger zum Beispiel, der diesen Bereich im Konzern verantwortet. "Medikamentenpreise sind dem Nutzen für Patienten anzupassen", sagt er und meint nicht nur Lebensverlängerung, sondern auch Lebensqualität. "Die Grundfrage sei politisch: Wie viel Geld ist dem Staat das Menschenleben eines Bürgers wert", sagt Schwan und würde eine öffentliche Diskussion darüber begrüßen.

Denn, und auch das ist klar: Wenn ein Patient plötzlich zwei oder drei zielgerichtete Therapien braucht, schießt der Preis schnell auf 20.000 Euro pro Monat. "Hier müssen wir neue Abrechnungswege finden", sagt Grueger. Ein zentrales Anliegen ist ihm, dass der Einsatz der teuren Medikamente besser dokumentiert werden muss. "Wir wissen derzeit nicht, welche Patienten welches Medikament in welcher Kombination bekommen", sagt er und fordert hier Transparenz.

Parallelimporte stoppen

Diese Dokumentation sei nicht nur im Interesse der Gesundheitsbehörden, sie dient auch dazu, die sogenannten Parallelimporte zu stoppen. Pharmafirmen passen ihre Medikamentenpreise ja stets an die volkswirtschaftliche Lage eines Landes an. Es kommt nicht selten vor, dass Medikamente dann vom Großhandel aus ärmeren in reichere Staaten verkauft werden. Eine mit einer Anwendungsdokumentation gekoppelte Abrechnung wäre ein Weg, diese gut etablierte und legale Geschäftspraxis einzudämmen.

Auch über Discounts, Package-Preise oder an Therapieerfolg gekoppelte Abrechnungsmodelle denke man nach, so Grueger. Im österreichischen Hauptverband stellt man sich auf harte Verhandlungen ein. Roche-Chef Severin Schwan sieht es als Aufgabe der Gesellschaft, den Wert für Medikamente zu honorieren. In ein paar Jahren werden auch die heute teuren Krebsmedikamente ihren Preis verloren haben. (Karin Pollack, 4.10.2015)