Mit Spiegelbildern, Schattenwürfen, Masken und Imagination, mit Begierden und Entsagungen spielt Marc Lagrange, ein Großmeister der erotischen Fotografie, perfekt.

Foto: Aufschlagseite aus Marc Lagranges "Senza Parole", fotografiert von Lukas Friesenbichler

Als Ode an die Freude, als subtile Hommage an Ästhetik, Sinnlichkeit und Erotik sowie als Hymnus an die Weiblichkeit per se sind die famosen Tableaus des belgischen Fotografen Marc Lagrange zu interpretieren.

In seinem neuen programmatisch Senza Parole benannten Opus magnum inszeniert der 1957 im Kongo Geborene, in Antwerpen Verortete seine Musen als Göttinnen des Lichts. Vor pittoresken, barocken, fast symbiotischen Kulissen in der Toskana, Antwerpen und Paris komponierte der Großmeister erotischer Fotografie grandiose moderne Tableaux vivants. Seinen Auserwählten nähert sich Lagrange stets mit der perfekten Ambivalenz von Nähe und Distanz, Respekt und Hochachtung. Das zeitigt eine Aura der Unnahbarkeit, Unantastbarkeit, eine fragile Atmosphäre sinnlicher Entrücktheit. Oszillierend zwischen Glamour und Natürlichkeit, perfekt und verletzlich zugleich.

Ein Verweis auf griechische Göttinnen wird den oft in Schwarz-Weiß, Sepia oder Silber-Gelatine getauchten Fotos, speziell den Akten, gerecht. Lagrange inszeniert im Sinne der Antike, vermengt marmorne Skulpturen mit realer Alabasterhaut. Durch die Finesse minutiöser Kompositionen erfahren seine Modelle den Nimbus der Ikonografie. Zitierend Fellini, Helmut Newton, auch Richard Avedon, Herb Ritts, Edward Steichen sowie Michelangelo oder da Vinci. Bizarr, frivol, gewagt. Stets magisch verzaubernd. Ätherisch und geheimnisvoll. (Gregor Auenhammer, Album, 26.9.2015)