Als Geschäftsführer von Licht für die Welt hilft Rupert Roniger (Mitte) unter anderem in Äthiopien (seh)behinderten Menschen.

Foto: Ulrich Eigner

Aktuell zeige sich stärker als je zuvor, "dass wir in einer Welt leben, für die wir gemeinsam Verantwortung übernehmen müssen", sagt Rupert Roniger. Der 47-Jährige ist Geschäftsführer von Licht für die Welt, einem Verein, der sich für behinderte Menschen einsetzt – und das nun seit 20 Jahren. So lange dabei zu sein habe zwar "etwas Altmodisches", er mache den Beruf aber "immer noch mit großer Empathie und großem Engagement", wie Roniger sagt: "Ich kann sehen, was unsere Arbeit für so viele Menschen bewirkt."

Beispielsweise für einen gehbehinderten Jungen in Äthiopien, Gonder, der mittlerweile "gut auf Krücken geht" und in der Schule zu den Besten gehöre. Oder für eine alte Dame, die, nachdem sie an Grauem Star erkrankt war, wieder sehen kann. "Es ist abwechslungsreich, und ich bekomme viel zurück", sagt Roniger.

International unterwegs

Was sich seit seiner Anfangszeit verändert hat? Praktisch alles. "Das, was ich heute tue, ist ganz anders als das, was ich vor 20 Jahren getan habe." Aus einem Team von zwei Personen wurde eine Organisation mit etwa 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die zur Hälfte auch vor Ort, in Äthiopien, Mosambik oder Burkina Faso arbeiten. "Wir sind eine internationale Truppe geworden." Das Team betreut mittlerweile in mehr als einem Dutzend Ländern über 150 Projekte.

Abgesehen von der Anzahl habe sich aber auch die Art der Projekte verändert. "Aus Hilfsprojekten sind integrierte Programme geworden", erklärt Roniger. Seine Organisation stelle Expertise zur Verfügung, arbeite stärker mit Regierungen zusammen. "In New York werden gerade globale Entwicklungsziele formuliert, die die Entwicklungszusammenarbeit der nächsten Jahre bestimmen werden. Wir haben uns dafür eingesetzt, dass Bildung für behinderte Kinder als Ziel mit einbezogen wird." Die Finanziers seien ebenso internationaler geworden: "Unterstützung kommt mittlerweile auch aus Deutschland, der Schweiz und Großbritannien", sagt Roniger.

Zur Entwicklungshilfe kam er über Umwege. Als 20-Jähriger hat er ein Praktikum bei der GiroCredit Bank in New York gemacht. Im Anschluss wollte er San Francisco erkunden – weil sich Flüge dorthin jedoch als zu teuer erwiesen, flog er stattdessen nach Caracas, Venezuela. "Dort ist mir noch stärker als je zuvor aufgefallen, wie privilegiert wir eigentlich in Österreich leben." Daraufhin lernte er Spanisch, engagierte sich ehrenamtlich in Bolivien und Uganda. "Eine Zeitlang habe ich Pullover importiert und hier verkauft."

Beruf – Berufung

Nach einem Musikstudium und einem Studium der Handelswissenschaften in Wien und Graz arbeitete Roniger bei der Firma Unilever. Als er merkte, dass er "keine schnellen Autos oder teuren Uhren brauche", wechselte er zu Licht für die Welt. Das war 1995. Seither hat er vieles vorangetrieben, auch die Umbenennung des Vereins war seine Idee ("Christoffel-Blindenmission passte einfach nicht mehr zu dem, was wir machen").

Ronigers Überzeugung: "Wir können nicht einfach sagen: Uns in Österreich geht es gut. Das funktioniert so nicht mehr. Und das sieht man derzeit." (Lisa Breit, 28.9.2015)