Im Bild: Trachtenfans beim Steirerball 2014. Der Aussage "Volksmusik und Trachten finde ich einfach schön" stimmen bei einer Studie der Marktforscher von Integral mit 2.000 Befragten 69 Prozent zu. Verunsicherung durch verschiedene Krisen der Vergangenheit sei die Ursache für diese Rückbesinnung.

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Die Welt würden sich – vor allem die unter 30-Jährigen – lieber von zuhause aus anschauen, so ein weiteres Ergebnis der Studie. Die Befragten wünschen sich eher Selbstverwirklichung im kleinen, überschaubaren Rahmen.

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Immer mehr Österreicher und Österreicherinnen wenden sich dem Vertrauten und Heimischen zu, Traditionen erfreuen sich zunehmendem Zuspruch: So wird beispielsweise die Aussage "Volksmusik und Trachten finde ich einfach schön" in der aktuellen Studie der Marktforscher von Integral und groupm über gesellschaftliche Entwicklungen in Österreich von 69 Prozent der 2.000 Befragten bejaht, um sieben Prozentpunkte mehr als 2011. In der Zielgruppe der unter 30-jährigen ist die Zustimmung laut Studie im gleichen Zeitraum sogar um 20 Prozentpunkte auf 53 Prozent angestiegen. Gleichzeitig wachse der Stolz auf die österreichische Kultur.

Reizüberflutung und Volksmusik

Zwar liegt die Tracht auch modisch wieder voll im Trend, allerdings gibt es für diese Rückbesinnung auf Tradition auch eine andere Erklärung. Laut den Autoren wird die Entwicklung einerseits durch Ängste, die durch die Krisen des letzten Jahrzehnts (9/11, Wirtschafts- und Finanzkrise, Griechenland, aktuell die Flüchtlingsthematik) hervorgerufen. Medial wurden diese Ängste – durch Social Media – noch verstärkt. Anderseits würden sich die Menschen zunehmend überfordert von Reizüberflutung, steigenden Anforderungen am Arbeitsplatz und anderen Dingen fühlen.

Sicherheit oberste Priorität

Die Konsequenz laut den Marktforschern: Der Wunsch nach Halt und Sicherheit. Seit 2011 ist er enorm gestiegen: Damals waren es noch 53 Prozent der österreichischen Bevölkerung, die der Aussage "Ich suche Halt im Leben" zustimmten. Dieser Anteil ist 2015 um neun Prozentpunkte gestiegen. Bei den unter 30-jährigen sind es aktuell gar 68 Prozent – und damit 14 Prozent mehr – die angeben, nach Halt zu suchen.

Auswirkungen auf Arbeitswelt

Dieser Wertewandel wirkt sich natürlich auch auf die Arbeitswelt aus. Gerade bei den unter 30-Jährigen machen die in der Integral-Studie präsentierten Werte die große Diskrepanz zu allgemeinen Zuschreibungen über die Generation Y aufmerksam. Wird diese gemeinhin als offen und reisefreudig (unter anderem) beschrieben, deckt sich das nicht mir den Aussagen der Studie. Es sei auffällig, heißt es darin, dass die Bereitschaft für Auslandsaufenthalte bei den unter 30-Jährigen stark zurückgegangen sei: Von 78 Prozent im Jahr 2001 auf 59 Prozent 2011 auf aktuell 51 Prozent. Selbstverwirklichung im kleinen, überschaubaren Rahmen und Abgrenzung nach außen sei hingegen das gängige Leitmotiv.

Alle in einen Topf werfen kann man natürlich aber auch hier nicht. In der Gruppe der "Digitalen Individualisten" – von Integral mit acht Prozent der Bevölkerung beziffert – würde man Herausforderungen der unterschiedlichen Krisen sehr wohl aktiv angehen. (red, 9.10.2015)