In Schönbrunn zum Thema Veränderung (von rechts): Damian Izdebski (Techbold), Peter Riese, Nadia Rida und Heidrun Strohmeyer. Moderatorin Karin Bauer.

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Zwei Tage lang wurde heuer beim NPO-Kongress das Thema "Was muss sich ändern" be- und erarbeitet. Traditionell schließen den ersten Konferenztag Gespräche auf persönlicher Ebene, Blicke ins Private ungewöhnlicher Menschen ab.

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"Die Monate vor der Insolvenz, die Monate des Kampfes um den Erhalt waren die steilsten Lernkurven. Eine extrem harte Zeit und auch eine Lektion, die ich nicht missen möchte. Noch härter hat mich die Lektion über Menschen und Geschäftsbeziehungen getroffen, das kam mit so großer Wucht: Leute heben nicht mehr ab, wechseln die Straßenseite, Männer starren plötzlich angestrengt in eine Auslage mit Damenschuhen, wenn ich komme." Damian Izdebski, der nach 15 Erfolgsjahren mit DiTech in eine 25-Millionen-Insolvenz schlitterte und seit Frühsommer mit Techbold (Hardware- und Netzwerklösungen) neu gestartet ist, berichtet ausführlich von seiner Reise vom Superhero zum Antihelden – und wiederein Stück zurück.

Als er nach vielen Jahren als IT-Unternehmer plötzlich nichts mehr zu tun gehabt habe, sei das ein riesiges psychisches Problem gewesen: "Wozu noch aufstehen in der Früh?" Ins Angestelltenleben wollte er jedenfalls nicht: "Der Vorgesetzte, der mich beherrschen kann, ist noch nicht geboren. Ich bin unvermittelbar", sagt der ursprüngliche Softwareentwickler. Der von ihm oft gehörte Vortrag über die vorbildliche Scheiternskultur in den USA fällt auf dem Podium des 22. Kongresses für Non-Profit-Organisationen (NPO) kurz aus, aber: In Österreich bedürfe es noch eines Wandels in der Einstellung zu Unternehmern, sie gelten – vor allem, wenn erfolgreich – tendenziell als "Verbrecher", sagt Izdebski. Verarbeitet hat er seine Veränderungen in Buchform.

Was sich ändern muss

An Veränderungspunkten auf anderer Ebene stand und steht die Wiener Jugendarbeiterin Nadia Rida. Sie hat für den vergangenen 31. August in Wien die erste Flüchtlingsdemo initiiert. "Jeder kann in seinem Rahmen Veränderung mitgestalten, und wenn jeder einen Schritt macht, dann kann etwas Großes entstehen", sagt die junge Frau ganz unprätentiös. Angst habe sie nie gehabt und habe sie nicht – es müsse ja nicht jeder derselben Meinung sein, das kann sie gut aushalten: "Sich gegenseitig Mut machen hat gewirkt. Ja, es gibt auch eine andere Seite, aber uns gibt es auch." Dass sie bei politischen Lösungen anstehe, sei einfach zu akzeptieren, aber sie tue, was sie könne, sagt Rida.

Ein großer Zwischenapplaus aus dem rund 150-köpfigen Publikum im Konferenztrakt des Wiener Schlosses Schönbrunn. Zwei Tage lang wurde heuer beim NPO-Kongress das Thema "Was muss sich ändern" be- und erarbeitet. Traditionell schließen den ersten Konferenztag Gespräche auf persönlicher Ebene, Blicke ins Private ungewöhnlicher Menschen ab.

Gestaltungsspielraum nützen

Die Begrenzung politischer Rahmenbedingungen bestimmt wesentlich auch die Veränderungsarbeit von Heidrun Strohmeyer, Bereichschefin im Bildungsministerium und auch Präsidentin des Führungsforums Innovative Verwaltung. Aufs Erste klingt es ja recht zäh, "Innovation und Wirkungsorientierung" in die öffentliche Verwaltung bringen zu wollen. Tatsächlich scheint das für Strohmeyer recht freudvoll zu sein, "gewissenhaftes Wahrnehmen der Aufgaben" gehöre schon dazu, wahrscheinlich auch Geduld, Gelassenheit, Frustrationstoleranz? "Der Veränderungsbedarf ist massiv, aber auf systemischer Ebene", sagt sie und legt mit Erfolg in ihrem Gestaltungsrahmen nach: Das Führungsforum als Zusammenschluss von rund 250 Führungskräften in der Verwaltung habe ja immerhin erreicht, dass sich die öffentliche Verwaltung verbindlich der Wirkungsorientierung verschrieben habe, also: Ziele setzen, Handeln und Outcome via Indikatoren messen.

Leben – Tod – Leben

Peter Riese kennt sie schon, die fast paralytische Stille, wenn er seine Geschichte erzählt: Salestrainer mit Super-Stress inklusive 70 Zigaretten täglich. Dann zwei Herzinfarkte. Dann ein Herzstillstand und der Tod. Wiederbelebung nach 20 Minuten. Einmal sterben und zurück heißt sein Buch über sich als medizinisches Wunder, als Beispiel für Zäsur, Veränderung. Riese ist jetzt Sportler – er ist schon dreimal Halbmarathon gelaufen und plant 2016 den Marathon in Wien. Riese verbreitet keine spirituellen Botschaften und fuchtelt nicht mit dem Zeigefinger für eine gesündere Lebensführung, sondern er stellt sich und seine Geschichte, seinen Wandel gemeinsam mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter als Anschauungsbeispiel zur Verfügung. Und reden kann er, das konnte er schon richtig gut im Salestraining. (kbau, 12.10.2015)