Das deutsch- österreichische Duo Fijuka alias Ankathie Koi und Judith Filimónova präsentiert heute, Dienstag, im Wiener Wuk sein zweites Album. Auf "Use My Soap" finden sich acht Songs zwischen sterilem Plastik-Funk und Feuerzeugballade aus den 1980er-Jahren.

Foto: Clemens Schneider

Wien – Dass Fijuka live gern Kate Bush oder Bruce Springsteen in dessen verhallter Schmelzkäse-Keyboards-Phase covern, weist eindeutig auf die 1980er-Jahre hin. Es ist jenes Jahrzehnt, in dem die künstlerischen Parameter für das in Wien ansässige deutsch- österreichische Duo angelegt wurden. Das war bekanntlich jene Ära der Popmusik, in der die Frisuren, wohlmeinend gesagt, etwas dramatisch wurden, die pastellfarbenen Schulterpolster anschwollen und Schmutz und Schund neben dem Gspür für die Leut' unter Hochglanzoberfläche gut eingeschweißt als museales Schaustück angelegt waren.

Soul wurde zu "Soul", Funk zu "Funk" – und alles hatte einen doppelten Boden. Ein berühmtes Motto damals aus dem Underground in den Mainstream drängender Künstler lautete: "Subversion durch Affirmation". Die Welt war schön und bunt und reich. In Miami Vice wurden Leute aufgrund einer Sockenfarbe, die nicht mit Anzug und Schlüpfern harmonierte, verhaftet. Und alles war nicht nur toll, toll, toll, sondern auch furchtbar schnell.

Exaltierter Gesang

Nicht dass Ankathie Koi und Judith Filimónova es unbedingt darauf anlegen, als weibliches Gegenstück zu den klassen Burschen von Bilderbuch den Prince aus Wien-Neubau zu geben. Einige Songs ihres neuen, für Menschen mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne ideal vollgeräumten und für Menschen mit Überlastungsdepression definitiv nicht empfehlenswerten Albums Use My Soap arbeiten sich aber ebenso wie der Superstar der 1980er-Jahre in seiner Frühphase an einer ganz speziellen Form von Funkiness ab. Neben einem einfachen rhythmischen Grundgerüst aus der Steckdose wird dabei mit käsigen Synthesizerklängen und elektronisch verfremdetem, aseptischem Bass ein Reizklima hergestellt, dessen Dramaturgie sich einzig über den exaltierten Gesang aufbaut. Sex ist ein Versprechen aus der Körperpflegeabteilung einer Drogeriemarktkette. Abwaschbar und keine Spuren hinterlassend. Schmutzt nicht – und die Frisur hält.

Wenn man davon absieht, dass der Song What The Eye Doesn't See auf diesem mit 33 Minuten und acht Liedern wohltuend schlanken Album ziemlich stark nach einer Feuerzeugballade der derzeit wiedergehenden schwedischen Stadionpopper Roxette klingt – und beim Titelsong eine hübsche Twin Peaks-Gitarre erklingt: Wer mit Donna Summers altem Hit She Works Hard For The Money etwas anfangen kann, ist auch mit Fijuka gut bedient.

Rhythmusgruppe als Verstärkung

Fijuka bestehen seit 2011. Kenengelernt hat man sich beim Kunststudium während eines Seminars zum Thema "Frauen in der Popmusik". Judith Filimónova spielt Bass und singt. Ankathie Koi bedient nicht nur die Keyboards. Ihr studierter klassischer und auch beim Jazz vorbeischauender Gesang reißt die ganze Sache mehr als einmal aus der historisierenden Beliebigkeit früherer Zeiten heraus. Live und jetzt auch im Londoner Studio verstärkt man sich schon seit geraumer Zeit mit einer Rhythmusgruppe. Sie nimmt dem Ganzen vor allem live ein wenig das allzu Unbedarfte. Insofern dürfte die heutige Livepräsentation des Albums also allen Anwesenden und auf der Bühne Beteiligten guttun. (Christian Schachinger, 12.10.2015)