Der Ernst des Lebens: Ein wenig erwachsen wirkt er, ...

Foto: Andreas Stockinger

... sehr aufgeräumt, funktional, ...

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... und er hat so viel Eleganz, wie sie grad nicht stört bei einem Fiat.

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Grafik: der Standard

Es ist fast das gleiche Auto wie das, das der Papst benützte, als er jüngst die USA besuchte. Papst Franziskus überraschte seine Gastgeber in einem Fiat 500 L, wir haben es hier mit einem Fiat 500 X zu tun, also im Grunde gleiche Größe, aber der X geht mehr in Richtung Andeutung einer Geländegängigkeit, während der L einfach nur größer ist als der herkömmliche 500, quasi aufgeblasen. Der vergleichsweise immer noch kleine italienische Wagen demonstriert recht anschaulich die konsumkritische Haltung des Papstes, die er seinen Gastgebern so buchstäblich vorführte.

Noch witziger wäre es gewe- sen, wenn der Papst tatsächlich im Fiat 500 X vorgefahren wäre, damit hätte er die Fixierung der Amerikaner auf Geländeautos perfekt persifliert, aber diese Pointe wäre wohl schon am Rande der Boshaftigkeit vorbeigeschrammt, und das ziemt sich für einen Papst nicht.

Trend in Richtung kleiner

Also bleiben wir ernst. Geländeautos sind längst auch in Europa ein Thema, an dem keiner vorbeikommt, nur sind sie bei uns halt wesentlich kleiner als in den USA, und der aktuelle Trend geht unübersehbar in Richtung noch kleiner, da bringt der 500 X gerade noch vier Türen unter und mimt damit einen Erwachsenen unter den Mini-Crossover-Fahrzeugen.

Ähnlich wie Mini schlachtet Fiat sein Erfolgsmodell gnadenlos aus und schiebt in den Markt, was dieser gerade verlangt – oder noch verträgt. Zum L kommt also der X, damit positioniert Fiat den modifizierten 500er gegen Mini Countryman, Opel Mokka und Skoda Yeti. Die Italiener versuchen damit in einer Nische an Terrain zu gewinnen, in der sie auch mit dem Panda ganz gut vertreten sind.

Front- oder Vierradantrieb

So ganz ernst ist es mit dem geplanten Geländeausflug aber nicht gemeint, den X gibt es mit einem Offroad-Look oder auch mit einem City-Look, dem die gatschigen Absichten dann gar nicht mehr anzusehen sind. Folgerichtig gibt es den X wahlweise auch mit einem Vierradantrieb oder eben nur mit einem Frontantrieb, bei dem die Geländegängigkeit dann eben nur eine Idee oder eine Andeutung bleibt.

Ein bisschen Schotterstraße sollte jedenfalls keine Probleme bereiten, die Karosserie ist höhergelegt, empfindliche Stellen sind kunststoffbeplankt. Technisch steht der 500 X auf derselben Basis wie der Jeep Renegade, damit macht die Übernahme von Chrysler und die damit verbundene Zusammenarbeit quer durch Marken und Modelle auch Sinn.

Ein Motor für den Papst

In Österreich wird man wohl nach den zwei Dieselmotorisierungen gieren, diese sind recht vernünftig mit 120 oder 140 PS angelegt, wir fassten dagegen den Benziner aus, einen wohltuenden 1,4-Vierzylinder, der mit Turboaufladung 140 PS liefert, was auch dem Papst gefallen würde: bescheiden im Verbrauch, aber rechtschaffen und effizient in der Wirkung.

Das Styling ist klar und italienisch sicher. Es gibt jede Menge Möglichkeiten, den Wagen optisch aufzupeppen und ihn zu individualisieren, bei Bedarf helfen Händler oder Katalog. Die Putzigkeit des herkömmlichen Fiat 500, sowohl des ursprünglichen als auch seiner modernen Neuauflage, ist dem X freilich abhandengekommen. Dafür gibt es vier Türen und mehr Platz, mehr Komfort – und wenn es denn wirklich einmal sein muss, auch ein bisschen Gelände für das Abenteuer. (Michael Völker, 15.10.2015)