Bild nicht mehr verfügbar.

Forscher sind der Ansicht, dass die fetale Hirnfunktion vom mütterlichen Stoffwechsel beeinflusst wird.

Foto: dpa/Peter Endig

Tübingen – Gestationsdiabetes ist eine Form der Zuckerkrankheit, die während der Schwangerschaft entsteht. Meist verschwindet sie unmittelbar nach der Geburt wieder. Von Schwangerschaftsdiabetes sind etwa vier Prozent der werdenden Mütter betroffen. Die Diagnose wird über einen oralen Glukosetoleranztest gemacht. Dabei werden nüchtern, eine und zwei Stunden nach dem Trinken einer Zuckerlösung, die Blutzuckerwerte bestimmt und geprüft, ob einer der Werte über den Grenzwert liegt.

Für ihre Studie rekrutierten nun Forscher von der Uni-Frauenklinik Tübingen vierzig Schwangere, davon zwölf mit Gestationdiabetes. Insgesamt wurden drei Messzeitpunkte erhoben: Eine Nüchternmessung, nach der die Teilnehmerinnen die Zuckerlösung zu sich genommen hatten, eine Messung eine Stunde nach der Glukoseaufnahme und eine weitere Messung zwei Stunden nach der Glukoseaufnahme.

Zu jedem Messzeitpunkt wurde über die fetaler Magnetoenzephalographie, einer Methode zur nicht-invasiven, passiven Messung fetaler Hirnaktivität, die fetale Hirnreaktion auf einen akustischen Impuls erhoben und die Reaktionszeit des Gehirns bestimmt. Zusätzlich wurden zu jedem Messzeitpunkt die Zucker- bzw. Insulin-Werte im Blut der Schwangeren gemessen.

Insulinresistenz möglicherweise schon in utero angelegt

Das Ergebnis: Eine Stunde nach Glukoseaufnahme fanden die Forscher eine langsamere fetale Reaktion auf Töne in der Gruppe der Gestationsdiabetikerinnen im Vergleich zur Kontrollgruppe. Bei den anderen Messzeitpunkten konnte kein Unterschied zwischen den Gruppen konstatiert werden.

Die Autoren schließen daraus, dass die fetale Hirnfunktion vom mütterlichen Stoffwechsel beeinflusst wird. Sie nehmen an, dass eine Prägung des fetalen Stoffwechsels durch den der Mutter stattfindet und so das spätere Diabetes- und Übergewichtsrisiko des Kindes beeinflussen sein könnte. Eine Schlüsselrolle spielt hier möglicherweise der erhöhte Zucker- und Insulinspiegel der Mutter und des Kindes, vermuten die Wissenschaftler. Es sei demnach nicht ausgeschlossen, dass eine sogenannte Insulinresistenz im Gehirn schon in utero angelegt ist.

Wie eine frühere Studie gezeigt hat, besitzen Kinder von übergewichtigen Müttern oder Müttern mit Schwangerschaftsdiabetes ein erhöhtes Risiko für Diabetes Typ 2 und Übergewicht im Erwachsenenalter – und zwar unabhängig von ihrem genetischen Hintergrund. (red, 21.10.2015)