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Die meisten Europäer werden in Kulturstädten wie Gdansk wohnen, glaubt der Experte.

Foto: EPA/ADAM WARZAWA

Die Statistik mit der Stadt kennen wir alle. Schon jetzt leben mehr als 50 Prozent der Menschheit in urbanen Räumen. Bis 2070 soll dieser Wert auf ganze 70 Prozent hochklettern. Doch die meisten Europäer, meint Max Rieder, seines Zeichens Architekt und Betreiber der Onlineplattform kooperativerraum.at, werden nicht in den weltbekannten Metropolen wie London, Paris oder Berlin leben, sondern in Kulturstädten wie Salzburg, Heidelberg, Gdansk, Verona, Padua, Aix en Provence und Orléans. Also in all jenen Städten, die weder klein noch groß sind und für die es heute noch nicht einmal einen Begriff gibt.

Das könnte sich bald ändern. Am 3. und 4. November steigt in der Arge Kultur in Salzburg das von Rieder initiierte Symposium "Zukunft Mittelstadt". Ziel der Konferenz ist es, über die Potenziale mittelgroßer Städte zu sprechen – ohne sich dabei zwangsweise größeren Verwaltungseinheiten oder gar peinlichen, missglückten City-Marketing-Konzepten unterordnen zu müssen.

"Großer Braindrain"

"Mittelstädte haben meist eine schwache Lobby und gelten als museal und uninteressant, obwohl viele von ihnen eine sehr gute Performance haben", sagt Rieder. "Doch weil das Image nun mal ist, wie es ist, erleben wir einen großen Braindrain. Die gut Ausgebildeten und High Potentials ziehen weg, übrig bleibt ein Hort der 70-plus-Jährigen, die hier ihren Lebensabend zu verbringen entscheiden." Dieses Szenario sei grausam.

Wie es besser ginge, darüber diskutieren beim Symposium Vertreter aus unterschiedlichsten Ecken, wie etwa der Autor und Menschenrechtsaktivist Bernhard Jenny, Ex-EU-Politiker Johannes Voggenhuber, Kulturmanagerin Siglinde Lang, Ursula Liebing (Plattform für Menschenrechte), Brigitta Johanna Schmidt-Lauber (Institut für Europäische Ethnologie) sowie Chris Müller, Kreativdirektor der Tabakfabrik Linz. Den Impulsvortrag hält Schriftsteller und Alpenhirt Bodo Hell mit einer, wie er selbst meint, literarischen Montage über die Alleinstellungsmerkmale und Chancen der Mittelstadt. Weil: "Don't learn from Metropolis!" (woj, 23.10.2015)