Moderatorin Lara Hagen (der Standard) mit Edeltraud Hanappi-Egger (Rektorin WU Wien), Friedhelm Dold (Generaldirektor Hofer), Karin Schmidt-Mitscher (Bank Austria Beteiligungsmanagement) und Corinne Gabler (Geschäftsführerin Nestlé Österreich).

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Frauen fehlen bekanntlich in den Führungsetagen österreichischer Unternehmen: In den 200 umsatzstärksten beträgt der Frauenanteil in der Geschäftsführung nur rund sechs Prozent, in den Aufsichtsräten rund 16 Prozent, zeigt eine aktuelle Studie der Arbeitskammer Wien. Und bei 30 Prozent sitzt weder in der Geschäftsführung noch im Aufsichtsrat eine Frau.

Warum der weibliche CEO-Anteil trotz jahrelanger Bemühungen so gering ist und welche Maßnahmen umgesetzt werden müssten, um Frauen das Aufsteigen in Führungspositionen zu erleichtern, darüber diskutierten Top-Manager und Top-Managerinnen am Donnerstag bei der Karrieremesse CareerCalling in der Messe Wien.

Hindernis Geschlecht

Edeltraud Hanappi-Egger, Rektorin der WU Wien, benennt einerseits strukturelle Rahmenbedingungen als Stolperstein für Frauen auf dem Weg an die Spitze. Hinderlich seien "Vorstellungen, wie jemand sein muss, um eine Position entsprechend auszufüllen". Manchmal seien nicht die tatsächlichen Kompetenzen einer Person entscheidend, sondern Stereotype. "Selbst karriereorientierte Frauen zeigen so einen Gender-Bias", sagt die Diversitätsexpertin. Frauen würden zwar oft gefördert, aber selten mit "Hot Projects", mit wirklich wichtigen Projekten, betraut werden.

Dass "das Geschlecht oft wie eine Behinderung" wirke, weiß Karin Schmidt-Mitscher auch aus eigener Erfahrung zu berichten. Sie begann als Trainee, es folgten diverse Führungspositionen, seit kurzem leitet Schmidt-Mitscher das Beteiligungsmanagement bei der Bank Austria und ist Diversity-Beauftragte.

Aber was nun? Welche Maßnahmen können Abhilfe schaffen? Diskutiert wurden Teilzeitlösungen, Top-Job-Sharing, Förderprogramme und Netzwerke, von denen Schmidt-Mitscher – selbst in zwei Netzwerken aktiv – erklärter Fan ist. Sie seien wichtig für den Austausch, das Kontakteknüpfen und "müssten schließlich auch mit Männernetzwerken verbunden werden."

Quotenfrau oder nicht?

Eine Quote, meint Schmidt-Mitscher, könne ebenfalls nicht schaden. Sie wirft ein: "Quotenfrau zu sein tut ja auch nicht weh. Immerhin sind auch Männer durch die Quote an die Spitze gekommen."

Hanappi-Egger sieht eine gesetzlich geregelte Quote ebenfalls als notwendig, sie schaffe einen "wichtigen externen Druck". Wobei Hanappi-Egger in Erinnerung ruft, dass sie keinesfalls falsch verstanden werden dürfe: "Quote bedeutet, bei gleicher Qualifikation die Frau vorzuziehen."

Ob es eine Frau nun ins Unternehmen schafft oder nicht, ist für sie aber schließlich noch keine Garantie dafür, ob sie dort auch bestehen kann: "Vereinbarkeit von Job und Kindern ist immer noch ein Frauenproblem." Familienplanung würde der Karriere als Top-Managerin häufig im Wege stehen.

Corinne Gabler, Geschäftsführerin von Nestlé Österreich, hatte hier eine eigene Strategie: "Ich wollte in eine Position aufsteigen, in der ich für das Unternehmen unabdinglich bin", sagt Gabler. Beisatz: "Nicht sehr romantisch, ich weiß."

Männer in Karenz

Hofer-Generaldirektor Friedhelm Dold – er hat selbst zwei Töchter, die in hohen Unternehmenspositionen tätig sind – wird nicht müde zu betonen, dass sich "auch schon viel verändert hat". Er sagt: "Wir suchen händeringend nach Talenten, wir können an jungen, begabten Frauen nicht vorbeigehen" und gibt sich zuversichtlich: "Ich glaube, dass es heute viel einfacher für Frauen ist, Führungspositionen einzunehmen."

Insgesamt, da sind sich die Diskutanten und Diskutantinnen einig, sei das Thema weiterhin auf alle Ebenen des Unternehmens auszudehnen, mitzunehmen – und schließlich auch breiter als in Bezug auf Frausein zu diskutieren. "Bald werden auch die jungen Männer beim Einstellungsgespräch um Karenz bitten", schließt Hanappi-Egger die Diskussion ab.

Der "CEO-Talk" war Teil der Karrieremesse CareerCalling, auf der sich 143 Unternehmen rund 5000 Besucherinnen und Besuchern präsentierten. Im Gepäck hatten sie Informationen aus erster Hand sowie 800 Praktikumsplätze und Jobangebote. (Lisa Breit, 26.10.2015)