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Am Arbeitsmarkt eher selten gesucht: Arbeitnehmer aus der Generation 50 plus.

Foto: APA/Techt

Wien – Über 50-Jährige als alt zu bezeichnen, kann getrost als veraltet bezeichnet werden. Trotzdem hält sich in Unternehmen hartnäckig die Denkweise, diese Gruppe von Arbeitnehmern sei zu teuer, zu häufig krank und habe antiquierte Qualifikationen. Zeit, damit aufzuräumen, findet das Arbeitsmarktservice (AMS), und startet eine Kampagne zur Förderung über 50-Jähriger. Sie verfügen laut AMS-Vorstand Johannes Kopf über besondere Berufserfahrung und wertvolles betriebsinternes Wissen, hätten eine hohe Kundenorientierung und seien gute Troubleshooter. Längere Krankenstände ließen sich durch veränderte Arbeitsbedingungen leicht verhindern, und das Kostenargument stimme heute nur noch in ganz wenigen Bereichen.

Skepsis bei Bonus-Malus

Für den am kommenden Freitag stattfindenden Arbeitsmarktgipfel der Regierung wünscht sich Kopf konkrete Maßnahmen im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit bei den über 50-Jährigen. Ob es dabei auch eine Einigung auf das schon lange diskutierte Bonus-Malus-System geben wird, darüber will Kopf nicht orakeln. Schon bisher hätten sich die Arbeitgeber über die ohnehin zu hohen Lohnnebenkosten beklagt, erinnert er an bestehende Hürden.

Längst beschlossen ist indes die Aufstockung der Mittel für die sogenannte Eingliederungsbeihilfe. Sie kommen aus dem Budget der Arbeitslosenversicherung und steigen 2016 von 120 auf 250 Millionen Euro. Unternehmen bekommen dabei bis zu 50 Prozent der Bemessungsgrundlage (Bruttogehalt plus 50 Prozent Nebenkosten) für einen bestimmten Zeitraum als Förderung ausbezahlt. Laut Wirtschaftskammer rechnet sich die Eingliederungsbeihilfe für die Betriebe bereits nach einem Jahr.

Aufstockung und Ausdehnung

In rund 21.000 Fällen – Personen, die älter als 50 und bereits sechs Monate arbeitslos gemeldet sind – kam die Möglichkeit seit dem Vorjahr zur Anwendung. Kopf wünscht sich, dass sie in Zukunft nicht nur für ältere Arbeitnehmer, sondern auch für Langzeitarbeitslose zur Verfügung steht. Außerdem sollen auch über 50-Jährige, die weniger als sechs Monate ohne Job sind, die Beihilfe in Anspruch nehmen können. Denn häufig zeichne sich schon früh ab, dass jemand ohne Gegenmaßnahmen sehr lange arbeitslos bleibt.

Vom nächstwöchigen Gipfel erwartet sich der AMS-Chef auch konjunkturbelebende Maßnahmen. Kopf denkt vor allem an eine Senkung der Lohnnebenkosten. Schon geringfügige Absenkungen, etwa beim Dienstgeberbeitrag zum Familienlastenausgleichsfonds, könnten das Investitionsklima entscheidend anheben. "Steigt das Wachstum, dann steigt auch die Beschäftigung Älterer", meint Kopf. Das wird auch nötig sein: Im Jahr 2020 wird bereits jeder Dritte im erwerbsfähigen Alter zwischen 50 und 65 Jahre alt sein.

Mehr Neuzugänge bei Altersteilzeit

Am liebsten sind dem AMS Vollzeitstellen, aber auch das Instrument der Altersteilzeit soll stärker in Anspruch genommen werden. Die Eckpunkte dieser Lohnkosten-Subvention: Reduktion der Arbeitszeit um 40 bis 60 Prozent für bis zu fünf Jahre. Durch eine Gesetzesänderung, die das zeitliche Blocken für Betriebe finanziell unattraktiver gemacht hat, ist dessen Anteil in den vergangenen Jahren deutlich gesunken (siehe Grafik).

"Das führt zu einem längeren Verbleib im Unternehmen", so Kopf. Früher wurde meist die erste Hälfte der Altersteilzeit weiter voll gearbeitet, danach schied man vorzeitig ganz aus der Firma aus – de facto eine Form der Frühpension. Insgesamt nahmen die Neuzugänge in den vergangenen Jahren zu, allerdings auf niedrigem Niveau. Aktuell sind rund 22.000 Menschen in Altersteilzeit. Die Kosten dafür belaufen sich laut Kopf allein heuer auf 260 Millionen Euro. (Simon Moser, 23.10.2015)