Es gilt ein wenig als der "kleine Bruder" von Googles Project Ara. Während das Unterfangen des IT-Riesen nach der Absage des für letzten Sommer geplanten Testlaufs in Puerto Rico etwas in der Schwebe zu hängen scheint, macht das finnische Start-up Circular Devices mit seinem PuzzlePhone nun ernst.

Im September 2016 will man das Gerät auf den Markt bringen. Auch konkrete Informationen zur Hardware legt man vor. Nun läuft eine Crowdfunding-Kampagne, mit welcher die Massenproduktion finanziert werden soll.

PuzzlePhone

Drei Module

Statt wie bei Ara jede einzelne Komponente austauschbar zu machen, unterteilen die Finnen ihr Produkt in drei Module. Das "Gehirn" bildet die Basis aus Komponenten, die aufgrund technischer Fortschritte üblicherweise schneller "veralten" – konkret: Prozessor, Arbeitsspeicher, Grafikeinheit, Onboard-Speicher und die Kamera.

Das "Herz" enthält den Akku und weitere Elektronik, die je nach Bedürfnissen der Nutzer entwickelt werden kann. Beide Elemente sitzen am "Rückgrat". Dieses beinhaltet das Display sowie weitere Elemente, die üblicherweise langlebiger in der Nutzung sind. Dabei dürfte es sich wohl um diverse Standard-Sensoren (Gyroskop, Accelerometer, Helligkeits- und Näherungssensor) handeln.

Wünscht man sich in Zukunft etwa einen schnelleren Prozessor und eine bessere Kamera, muss dafür kein neues Handy angeschafft werden, sondern lediglich ein entsprechendes Modul. Dies soll sowohl das Budget der Konsumenten, als auch die Umwelt schonen. Die Module sind nach einem offenen Standard designed, PuzzlePhone lädt Dritthersteller ein, ihre eigenen Elemente zu bauen.

Foto: Puzzlephone

Hardware

Der Erstling soll ein Fünf-Zoll-Display mit Full HD-Auflösung mitbringen. Die genaue Hardwareplattform wird nicht genannt, die Angabe eines 64-Bit-tauglichen Octacore-Prozessors lässt verschiedene Varianten offen. Jedenfalls soll das Smartphone mit drei GB RAM und einem 2.800 mAh-Akku ausgestattet werden, sowie WLAN (802.11ac), 3G, LTE, NFC, Bluetooth 4.2 LE und USB 3.0 (Type-C) unterstützen. Als Betriebssystem soll Android 6.0 auf dem Gerät laufen, je nach Entwicklungsstand des Google-Betriebssystems eventuell auch eine neuere Version.

Die Kamera-Ausstattung entspricht dem guten Durchschnitt. Die Hauptkamera liefert demnach zwölf Megapixel und verfügt über einen LED-Blitz, die Frontkamera bringt es auf fünf Megapixel. Der interne Speicher beträgt je nach Modell 16, 32 oder 64 GB. Ein microSD-Slot ist offenbar nicht vorgesehen. Bei 137 x 69 x 8,9 Millimeter wiegt der aktuelle Prototyp 170 Gramm.

Foto: Puzzlephone

Crowdfunding für Massenproduktion

250.000 Dollar (derzeit rund 230.000 Euro) will man nun mindestens über Indiegogo per Crowdfunding sammeln. Das Geld dient ausschließlich für die Fertigung von zwei weiteren Vorseriengeräten im ersten und zweiten Quartal 2016 sowie für die Vorbereitung der Massenproduktion, die dann im Sommer anlaufen soll. Die Forschung und Entwicklung an sich, so betonen die Macher, ist im Grunde abgeschlossen. Die Finanzierung des Projektes ist bislang von verschiedenen anderen Investoren getragen worden und hat auch EU-Fördermittel erhalten.

Ab 299 Euro können sich Interessenten derzeit eines der Geräte sichern, wobei die 16 GB- und 64 GB-Ausgaben vorerst offenbar nur über den Weg des Crowdfundings zu haben sind. Die Standard-Ausgabe mit 32 GB kostet über Indiegogo 399 Euro und soll später im regulären Verkauf um 599 Euro angeboten werden.

Rund 50.000 Euro konnten die PuzzlePhone-Macher bereits von Interessenten einnehmen. Da es sich um eine flexible Kampagne handelt, fließt das Geld auch dann, wenn der Zielbetrag nicht erreicht wird. Die Schwarmfinanzierung läuft noch bis Mitte Dezember. (gpi, 05.11.2015)