Washington – Warm und feucht könnte der Mars einst gewesen sein – und vielleicht sogar mit Leben versehen. Allerdings muss er dafür einst eine wesentlich dichtere Atmosphäre gehabt haben als heute, wo der Luftdruck auf Bodenhöhe der Erdatmosphäre in 35 Kilometern Höhe entspricht.

Die gängigste Vermutung zu dem drastischen Klimawandel, den unser äußerer Nachbarplanet in der Zwischenzeit erlitten haben muss, lautet, dass Sonnenwind die Atmosphäre des Mars sukzessive abgetragen hat – erleichtert durch den Umstand, dass der Planet nur über ein schwaches Magnetfeld als Schutz verfügt.

Aktuelle Beobachtungen

Wie der Prozess des Atmosphäreverlusts ablaufen dürfte, zeigen Daten der NASA-Raumsonde MAVEN ("Mars Atmosphere and Volatile Evolution"), die seit 2014 den Mars umkreist. Während einer Sonneneruption entkommt offenbar besonders viel Material aus der Marsatmosphäre ins All, wie Forscher um Bruce Jakosky von der Universität von Colorado in Boulder im US-Fachblatt "Science" berichten.

NASA Goddard

Die Sonde der US-Raumfahrtbehörde NASA untersucht seit rund einem Jahr kontinuierlich die Atmosphäre des Mars. Dabei konnte sie im März dieses Jahres die Auswirkungen eines Sonnensturms beobachten. "Maven" registrierte als Reaktion auf die eintreffenden Partikelströme die Bildung "magnetischer Schläuche" in der Marsatmosphäre, die bis zu 5.000 Kilometer weit ins All rankten. Diese erleichtern es elektrisch geladenen Molekülen aus der Marsatmosphäre, ins All zu entweichen.

Da Sonnenausbrüche im jungen Sonnensystem vermutlich häufig waren, könnten sie eine wichtige Rolle bei der angenommenen Ausdünnung der Marsatmosphäre gespielt haben, argumentieren die Forscher. Das könnte zu den Klimaveränderungen auf dem Mars beigetragen haben, die ihn zur heutigen kalten Wüste gemacht haben.

Polarlichter und zugereiste Staubwolke

Weitere Untersuchungen der Sonde, die mehrfach durch die obere Marsatmosphäre getaucht ist, zeigen, dass die Kruste des Roten Planeten vermutlich einen wesentlichen Anteil zum Mars-Magnetfeld beiträgt. Außerdem beschreiben Planetenforscher in "Science" die überraschende Entdeckung von ausgedehnten Polarlichtern auf dem Mars, die von der NASA bereits früher im Jahr bekannt gegeben worden war. Die Aurorae reichen bis zu 60 Kilometer an die Marsoberfläche heran – so dicht wie bei keinem anderen Planeten bisher beobachtet.

Darüber hinaus hat die US-Raumsonde eine unerwartete globale Staubwolke um Mars in 150 bis 1.000 Kilometern Höhe entdeckt. Da es keinen bekannten Prozess gibt, der Staub von einem Planeten in diese Höhen hieven kann, nehmen die Forscher an, dass es sich um Staub handelt, der nicht von der Marsoberfläche stammt, sondern von einer bisher unbestimmten interplanetaren Quelle aus unserem Sonnensystem. (APA, red, 8. 11. 2015)