Jean-Michel Jarre – "Electronica 1: The Time Machine" (Sony)

cover: sony

Wenn man ein paar Staffeln Zombie-Fernsehen intus hat, weiß man, dass die Hölle bei Überfüllung die Toten ausspuckt. Das hat damit zu tun, dass die Erde nicht dafür eingerichtet ist, dass alle Menschen gut sind. Deshalb herrscht südlich des Himmels eine unregulierte Zuwanderung. Kein Wunder, dass die Hütte irgendwann übergeht.

Nach Jahrzehnten der, ähm, künstlerischen Pause kehrt nun nicht nur Tina Turner auf die Bühne zurück. Gegen das zumindest nicht dringend erhoffte Comeback von Phil Collins läuft derzeit sogar eine Online-Petition. Die Guns N' Roses kehren in körperlich wie geistig bewerkstelligbarer Originalbesetzung zurück. Wenn das so weitergeht, werden demnächst auch neue Alben von Elvis oder Kraftwerk erscheinen.

jeanmicheljarre

Das bringt uns zum französischen Klangmagier Jean-Michel Jarre, der seinen Weltruhm der Viertelidee des Synthesizerklassikers Oxygene von 1976 verdankt und diesen dann mit größenwahnsinnigem Zweifinger-Keyboard-Schwulst untermauerte. Auf seinem neuen Album Electronica 1 lässt sich Jarre nun von alten Leuten wie Laurie Anderson, Pete Townshend und John Carpenter mit fetzig-resignativen Achtelideen huldigen. Jüngere Verehrer wie Air, M83 und Boys Noize bringen dann auch noch einen gewissen Scooter- oder Blümchen-Kindertechno-Effekt ins Spiel. Der tut so, als könne er mit vollen Hosen gut stinken. Am Ende bleibt dann allerdings, ja, was? Nichts. (schach, Rondo, 13.11.2015)